Mit einem Stück Draht um die Welt

Technikbegeisterte Kids entdecken die Welt des Amateurfunks – Gastbericht von Wolfgang, DL2BBL

Sieben hochmotivierte Kids zwischen 8 und 16 Jahren fanden sich im Rahmen der Ferienpassaktion des Stadtjugendrings Wildeshausen am Samstag, den 9. August 2025, zwischen 13:00 und 17:00 Uhr auf dem Gelände des Campingplatzes Aue-Camp ein, um einmal etwas für sie gänzlich Neues auszuprobieren. Unter dem Motto „Mit einem Stück Draht um die Welt “ sollten sie die Welt des Amateurfunks kennenlernen und sich an eher traditionellen Kommunikationsmethoden versuchen. „Es geht uns darum, die Kids auf spielerische Weise und mit viel Spaß an das Hobby Amateurfunk heranzuführen“, erklärt der der Vorsitzende der lokalen Sektion des Deutschen Amateur Radio Clubs (DARC), Walter Lämmchen. Bereits zum zweiten Mal veranstaltete der Ortsverein Delmenhorst, diesmal gemeinsam mit Funkamateuren des Ortsvereins Vechta, diese spezielle Aktion im Rahmen der Ferienpassaktion Wildeshausen.

Kommunikation in ursprünglicher Form

In Zeiten weltweiter Kommunikation im Internet stellt der Amateurfunk dabei die Möglichkeit dar, sich wie früher in traditioneller Weise mit Funkamateuren weltweit zum Beispiel lediglich mit einer kleinen Funkanlage und mit einer Drahtantenne direkt in Verbindung zu setzen und sich bei entsprechender Begeisterung (und Lerneifer) sogar mit Morsetelegrafie zu unterhalten.
Dazu hatten Funkamateure aus Wildeshausen, Vechta und Delmenhorst im Aue-Camp unterschiedliche Aktivitäten vorbereitet, an denen sich die jungen Teilnehmer praktisch versuchen konnten. Nach kurzer theoretischer Einleitung über die Welt des Amateurfunks ging es dann auch zügig zur Praxis über. Gewöhnungsbedürftig war dabei sicherlich, dass der internationale Funkverkehr in der Betriebssprache Englisch abgehalten wird und die Klangqualität der Funkverbindungen nicht ganz an die Qualität des rauschfreien Radioempfangs heranreicht. Zudem wurde das international gebräuchliche Buchstabieralphabet vorgestellt, welches die Grundlage der Verständigung zwischen Amateurfunkstationen ist. Mit diesem Rüstzeug ausgestattet bekamen die jungen Teilnehmer dann anhand von Funkverbindungen innerhalb Europas schon einmal einen Eindruck von den Möglichkeiten des Amateurfunks.

Fasziniert hören die Kinder den Ausführungen des erfahrenen OM zu

Der Morse-Code – das unbekannte Wesen

Dann wurde es richtig schwierig. Mit zwei kleinen Morsegeneratoren sollten die Jugendlichen Nachrichten im Morse-Code verschlüsseln und sich gegenseitig zusenden. Dies bedeutete hohe Konzentration beim Kodieren und Dekodieren und führte zu viel Spaß, wenn beim Entschlüsseln der akustischen Punkte und Striche so gar nicht das Gewünschte bei der Gegenstation angekommen war. Auch bei den unterstützenden Funkamateuren wurde es dabei immer spannend – galt es doch, aus den empfangenen Signalen mit viel Fantasie die Botschaften der Kids herauszuhören.

Das Mikrophon – das unbekannte Wesen

Abschließend folgte die Königsdisziplin. Nach entsprechender Anleitung sollten die Kids eine Amateurfunkstation aufbauen und eine Funkverbindung auf der Kurzwelle herstellen. Dies meisterten die Jugendlichen mit derart viel Elan und Konzentration, dass die aktiven Funkamateure regelrecht beeindruckt waren. Mit der aufgebauten Funkstation konnte dann sogar eine ausführliche Funkverbindung mit einer deutsch sprechenden Amateurfunkstation in Schweden hergestellt werden. Dabei ging der Griff zum Mikrofon doch mit erheblicher Nervosität einher. Mache ich alles richtig? Versteht man mich? Was soll ich denn jetzt erzählen? Letztlich herrschte große Erleichterung, dass man tatsächlich eine erfolgreiche Sprechfunkverbindung herstellen konnte. Über eine entsprechende Verbindung im Internet konnten die Kids dann sogar den Funkamateur in Schweden beim Funkbetrieb beobachten und es entwickelte sich ein netter Plausch über sonstige Hobbies und Interessen der beteiligten jungen Funker.
Abschließend wurde noch die große Amateurfunkstation im Aue-Camp vorgestellt und die Kids konnten schon einmal belauschen, wie sich Amateurfunk „weltweit“ anhört.

Was nehmen wir mit?

Abschließend erhielten die begeisterten Teilnehmer vom Vorsitzende der lokalen Sektion des Deutschen Amateur Radio Clubs (DARC), Walter Lämmchen, nicht nur eine Urkunde zum bestandenen Morse-Diplom, sondern von den teilnehmenden Funkamateuren ihre jeweiligen QSL-Karten, mit der Funkamateure sich ihre nationalen und internationalen Funkverbindungen bestätigen. Hierbei werden im Postkartenformat der Standort der jeweiligen Funkstation, Datum, Uhrzeit, Frequenz und Qualität der Funkverbindung bestätigt.

Mit sichtbarem Stolz halten die Kinder ihre Urkunde zum bestandenen Morse-Diplom in den Händen


Nach vier auf Grund der warmen Witterung durchaus anstrengenden und schweißtreibenden Stunden zogen alle Teilnehmer – Kinder wie Funkamateure – eine begeisterte, positive Bilanz. Und vielleicht hören wir den Einen oder Anderen tatsächlich in naher Zukunft auf den Funkfrequenzen bei weltweiten Verbindungen wieder.
Hierzu bieten die Ortsgruppen Delmenhorst und Vechta übrigens ab dem 18.09.2025 im Aue-Camp einen kostenlosen Amateurfunkkurs für interessierte Neueinsteiger an. Teilnehmen können sowohl Erwachsene wie Jugendliche und Kinder. Interessenten können sich bei Hans-Gerd DL9HG, unter der Nummer 01522-9670300 jederzeit anmelden.

Betreibt ihr in eurem OV ebenfalls Öffentlichkeitsarbeit? Schreibt eure Erfahrungen gerne in die Kommentare unter diesem Beitrag oder diskutiert sie mit uns in unserer Telegram- oder WhatsApp-Gruppe.

Team DL-Nordwest, Stephan 9V1LH/(9M2/)DG1BGS


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ILLW Fieldday OV N44 Telgte

So war der Fieldday des OV N44 auf dem Schleusenberg – ein Erlebnisbericht

Jedes Jahr zum ILLW Wochenende treffen sich die Mitglieder des Ortsverbandes Telgte zu ihrem Fieldday auf dem Schleusenberg. So also auch wieder 2025 und dieses Mal sind wir der Einladung gefolgt und haben teilgenommen. Einige Impressionen hierzu wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten.

Schon am 14.08. trafen sich bei fast 30° Grad die ersten OM’s zum Aufbau auf dem Schleusenberg. Hier waren schon etwa 10 Personen dabei und die ersten Zelte, Pavillons und Campingfahrzeuge standen bereit. Der Dank für das frühe Anreisen war dieser tolle Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang am Donnerstag Abend

Am Freitag kamen dann noch einige OM’s mit Fahrzeugen und Zelten dazu und auch hier wurden weiterhin einige tolle Antennenkonstruktionen zusammengebaut und aufgestellt.

3 Element Beam für das 20 Meter Band

Hier sehen wir einen Element Beam, der aus 6 einzelnen Teleskop Antennen und einer Angelrute besteht. Der Beam ist durch Verändern der einzelnen Teleskopantennen von 2 – 20 Meter nutzbar. Der Vorteil dieser Konstruktion ist das geringe Gewicht und der ebenfalls sehr geringe Platzbedarf. Der Betreiber verstaut das alles neben Strom und Funkgerät in seinem Fahrradanhänger. Und das die Antenne wirklich gut funktioniert konnte in zahlreichen QSO´ s bewiesen werden.

Aufbau einer 4-fach gestockten Gruppe für das 2m Band
Das Ergebnis …

Da diese Veranstaltung jedes Jahr zusammen mit dem ILLW stattfindet, kamen natürlich reichlich QSO’s teils bis weit in die Nacht in die Logbücher.

Hier sehen wir einen kleinen Ausschnitt vom etwa 14.000 QM großen Fieldday Gelände des Ortsverbandes Telgte bei dem insgesamt über 50 Teilnehmende und Besucher vor Ort waren.

Fielddaygelände von oben

Das möchten die Veranstalter gerne auch euch zurufen, wenn es am dritten August Wochenende in 2026 (14.-16.08.2026) wieder Fieldday N44 am Schleusenberg heißt. Schaut für mehr Termine gerne auf unserer Terminseite vorbei.

Begrüßung – nächstes Jahr auch für euch?

Wir bedanken uns nochmal für die freundliche Aufnahme und haben mit wiederkommen „gedroht“.

Schreibt eure Erfahrungen gerne in die Kommentare unter diesem Beitrag oder diskutiert sie mit uns in unserer Telegram- oder WhatsApp-Gruppe.

Team DL-Nordwest, Bernd DK5BS


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ICOM IC-7300MK2 – HF/50/70 MHz Transceiver

Nach über 100.000 verkauften Geräten präsentiert Icom nun eine überarbeitete Version seines Erfolgsmodells IC-7300.

Auf der Tokyo Ham Fair 2025 stellte Icom den Nachfolger des kompakten und beliebten Kurzwellen-Transceivers IC-7300 vor: den IC-7300MK2 (Mark 2). Hier ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen:

  • Eingebauter LAN-Port mit integriertem Webserver: Ideal für Remote-Betrieb – ein externer Server mit der RS-BA1-Software ist nicht mehr erforderlich.
  • Integrierter Telegrafie-Decoder: Empfangene Morsezeichen werden automatisch erkannt und direkt auf dem Display angezeigt.
  • HDMI-Anschluss: Ermöglicht den direkten Betrieb mit einem externen Monitor für eine größere und übersichtlichere Darstellung.
  • USB Typ C-Anschluss: Zur Übertragung von Audiosignalen. Zusätzlich können zwei Anwendungen parallel mit dem Transceiver kommunizieren, etwa FT8- und Logbuch-Software.
  • Zusätzliche SMA-Buchsen: Für den Anschluss einer separaten Empfangsantenne oder zum Einschleifen externer Bandpassfilter.
  • Optimierte Empfänger-Performance: Verbesserte RMDR- (Reziproker Mischdynamikbereich) und Phasenrausch-Werte reduzieren Störungen durch benachbarte Signale.
  • Reduzierte Wärmeentwicklung: Durch optimierte Komponenten und Gleichspannungszweige arbeitet das Gerät kühler und zuverlässiger.
  • Energieeffizienz: Um 23 % geringerer Stromverbrauch im Empfangsbetrieb.
Bedienseite des neuen Icom IC-7300MK2

Die genannten Neuerungen werden auch in dem folgenden Videoclip anschaulich zusammengefasst.

Zudem steht ein englischsprachiger Flyer mit allen Details unter folgendem Link zum Download bereit: Produktflyer IC-7300MK2 (PDF)

Der Transceiver soll in Japan noch Ende 2025 auf den Markt kommen und dürfte damit spätestens Anfang 2026 auch hierzulande erhältlich sein. Sobald weitere Details vorliegen, informieren wir euch selbstverständlich hier auf DL-Nordwest.

Betreibt ihr bereits einen IC-7300? Was haltet ihr von den neuen Erweiterungen des IC-7300MK2? Meint ihr, ein Update lohnt sich? Schreibt es gerne in die Kommentare unter diesem Beitrag oder diskutiert es mit uns in unserer Telegram- oder WhatsApp-Gruppe.

Team DL-Nordwest, Stephan 9V1LH/(9M2/)DG1BGS


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ICOM ID-5200 – Neuer 144/430 MHz D-Star Mobilfunktransceiver

ICOM sorgt auf der Tokio Ham Fair für Aufmerksamkeit: Ein Mockup des Nachfolgers des ID-5100 wurde enthüllt. Was ist bislang über das neue Modell bekannt?

Update vom 24.08.2025

In einem offiziellen Beitrag hat Icom UK weitere Details zum ID-5200 veröffentlicht:

  • Simultanen Empfang von FM-FM, FM-DV und DV-DV Signalen
  • Beim LCD-Display handelt es sich um ein Touchscreen
  • VHF- und UHF-Breitbandempfang sowie Empfang von AM-Flugfunk

Quelle: icomuk.co.uk

Auf der diesjährigen Tokio Ham Fair präsentierte Icom erstmals einen Nachfolger des bereits seit 2014 erhältlichen ID-5100 144/430-MHz D-Star-Mobilfunktransceivers. Bei dem ausgestellten Gerät handelt es sich um ein Mockup. Das Design könnte also noch einmal überarbeitet werden, und die auf dem Display gezeigten Symbole bzw. Funktionen sind möglicherweise noch nicht implementiert. Dennoch bietet das Mockup ausreichend Anhaltspunkte für erste Spekulationen.

Mockup des Icom ID-5200 in der Vitrine, Quelle: hamlife.jp

Im ersten Moment könnte man meinen, einen Blick auf das neue Kenwood-Mobilgerät TM-D750 zu werfen. Durch das große LCD-Farbdisplay wirkt er ihm tatsächlich verblüffend ähnlich. Gleichzeitig ist die Verwandtschaft zu seinem Vorgänger, dem inzwischen etwas in die Jahre gekommenen ID-5100, unverkennbar – besonders bei der HF-Einheit.

Auf der Vorderseite der HF-Einheit des ID-5200 sind die modularen Buchsen für den Anschluss der Kontrolleinheit und des Mikrofons sowie eine USB-Typ-C-Buchse und ein Mikro-SD Kartenslot deutlich zu erkennen.

Vorderseite des Icom ID-5200, Quelle: hamlife.jp

Die Bedieneinheit verfügt über separate Regler für Lautstärke und Rauschsperre für Band A und B sowie Encoder zum Einstellen des VFO oder zum Wechseln der Speicherkanäle. Unterhalb des farbigen LCD-Displays befinden sich fünf Tasten, von denen vier doppelt belegt sind. Anders als beim Kenwood TM-D750 verzichtet Icom offenbar darauf, die aktuelle Funktion der Tasten direkt im Display anzuzeigen, sodass sich diese je nach Menü oder gewählter Funktion nicht automatisch ändern. Links neben dem Bildschirm gibt es einen Ein-/Ausschalter, rechts zwei weitere Taster.

Im Unterschied zum Kenwood-Gerät besitzt die Bedieneinheit keinen eingebauten Lautsprecher und scheint ansonsten nur einen Anschluss für die Verbindung mit der HF-Einheit bereitzustellen.

Rückseite des Icom ID-5200, Quelle: hamlife.jp

Auf der Rückseite befinden sich die bei Icom-Mobiltransceivern standardmäßig verwendete PL-Buchse, ein Lüfter sowie drei Klinkenbuchsen. Vermutlich dienen zwei davon dem Anschluss getrennter Lautsprecher für Band A und B, die dritte ist vermutlich für die CI-V-Schnittstelle vorgesehen.

Die Symbole auf dem Display geben Raum zu Spekulationen, Quelle: hamlife.jp

Besonders interessant wird es bei der Deutung der Symbole auf dem Display: Das GPS-Symbol deutet darauf hin, dass das Gerät über einen integrierten GPS-Empfänger verfügen wird. Außerdem sind Symbole für Bluetooth® und WLAN zu sehen, was hoffen lässt, dass sich der Transceiver im Terminalmodus direkt über Bluetooth® oder WLAN mit einem Reflektor verbinden lässt.

Aufmerksamkeitswert hat auch das „KISS 96“-Symbol: KISS steht für „Keep It Simple, Stupid“, die 96 für die Baudrate von 9600 Baud (9k6). Bisher hatte Icom in seinen Mobilfunktransceivern weder analoge APRS- noch Packet-Radio-Unterstützung implementiert. Sollte sich dies nun tatsächlich ändern, wäre das eine bemerkenswerte Neuerung.

Konkrete Details wie technische Spezifikationen, Erscheinungsdatum oder Preis nannte der Hersteller jedoch nicht.

Fazit

Als der Icom ID-5100 2014 erstmals präsentiert wurde, wusste ich sofort: Das wird mein nächster Mobilfunktransceiver. Und tatsächlich hatte ich ihn nicht nur im Auto, sondern auch lange im Shack im Einsatz. Technologisch ist er inzwischen allerdings etwas in die Jahre gekommen – kein Wunder also, dass er jetzt mit dem ID-5200 einen würdigen Nachfolger bekommt. Dieser sollte unter anderem den Terminalmodus beherrschen und vermutlich auch das direkte Anzeigen und Versenden von Bildern via D-Star sowie eine Wasserfallanzeige auf dem aktuellen Band ermöglichen.

Bisher habe ich bei allen Icom-Geräten analoges APRS sowie ein echtes KISS-Protokoll vermisst – doch das könnte sich nun tatsächlich ändern. Oder etwa doch nicht?

Ich persönlich rechne damit, dass das Gerät kein voller Duobander sein wird, also für den Satellitenfunk ungeeignet ist. AMSAT führt den ID-5200 – ebenso wie bereits seinen Vorgänger – als voll duplexfähig auf (Quelle: amsat.se). Preislich dürfte es sich jedoch unter dem neuen Kenwood TM-D750 einordnen.

Wir halten euch auf DL-Nordwest auf dem Laufenden, sobald weitere Details bekannt werden. Bis dahin könnt ihr hier in den Kommentaren gerne fleißig spekulieren.

Abschließend ein Dankeschön an hamlife.jp für die Berichterstattung direkt von der Tokio Ham Fair 2025.

Eure Einschätzung zum neuen ID-5200: Lohnt sich der Nachfolger? Schreibt es uns gerne in die Kommentare unter diesem Beitrag oder diskutiert sie mit uns in unserer Telegram- oder WhatsApp-Gruppe.

Team DL-Nordwest, Stephan 9V1LH/(9M2/)DG1BGS


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Jagd auf Funktechnik #1: Tokio, Japan (2)

Im zweiten Teil unserer Beitrags-Serie schauen wir uns konkret an, in welchen Amateurfunk- und Elektronikläden ihr in Tokios Stadtteil Akihabara fündig werdet. Von Funktechnik bis Zubehör – wir zeigen euch, wo sich ein Besuch lohnt.

In dieser Beitragsserie nehmen wir euch mit auf eine Reise in ferne Länder. Wir besuchen Amateurfunkläden vor Ort und zeigen, worauf ihr beim Kauf und Import achten solltet.

Während wir euch im ersten Teil unseres Beitrags über Tokio, Japan darüber informiert haben, was ihr beim Kauf von Amateurfunkgeräten vor Ort beachten solltet, geht es heute ganz konkret um die relevanten Geschäfte in Akihabara. Wenn ihr mit dem Gedanken spielt, dort einzukaufen, empfehlen wir euch dringend, zuerst Teil 1 zu lesen – er enthält wichtige Hinweise zu Gerätemodellen, steuerfreiem Einkauf und der Einfuhr in die EU.

Amateurfunk- und Elektronikläden in Akihabara

Wer in Akihabara nach Funktechnik sucht, sollte sich die folgenden Geschäfte genauer anschauen. Alle Shops lassen sich bequem zu Fuß erreichen – sie liegen nur wenige Minuten voneinander entfernt.

Rocket Radio

Rocket Radio ist der geräumigste Laden, den ich in Akihabara besucht habe. Er liegt ebenerdig und ist dadurch bequem zugänglich. Im Inneren findet man Neuware: von Fachzeitschriften über Kurzwellen- und Mobilfunk-Transceiver bis hin zu Handfunkgeräten, Scannern und Technik für den Jedermannfunk. Auch Zubehör ist reichlich vorhanden – etwa Antennenanalysatoren, eine ganze Batterie an Morsetasten (die man direkt vor Ort testen kann) sowie alles, was man für den Antennenaufbau benötigt, inklusive der passenden Antennen.

Viele der ausgestellten Funkgeräte sind eingeschaltet und können ausgiebig ausprobiert werden. Bei meinen Besuchen waren stets mindestens drei freundliche Mitarbeiter anwesend. Sie sprechen allerdings nur eingeschränkt Englisch. Der Laden wirkt sehr gut frequentiert – offenbar auch unter den Einheimischen ein beliebter Anlaufpunkt.

Rocket Radio betreibt zudem unter dem Rufzeichen JA1ZJS eine eigene WIRES-X-Node mit der ID 15102. Geöffnet ist täglich außer mittwochs. Die aktuellen Öffnungszeiten findet ihr auf der offiziellen Website unter www.rocket-co.jp/ham oder über Google.

Fuji Musen Denki

Fuji Musen bietet neben Neuware auch eine Auswahl an Gebrauchtgeräten, die im Obergeschoss ausgestellt sind. Die meisten Geräte – insbesondere Mobil- und Kurzwellen-Transceiver – sind eingeschaltet und können vor Ort getestet werden.

Der Laden ist auch funktechnisch aktiv: Er trägt das Rufzeichen JJ1ZAC und ist über WIRES-X erreichbar – im Untergeschoss im Raum ALLJA-CQ-ROOM-D (ID 20610) sowie im Obergeschoss im Raum ALLJA-CQ-ROOM (ID 20510). Zusätzlich betreibt der Shop eine eigene APRS-Bake unter dem Rufzeichen JQ1YTF-2 auf 144.640 MHz (9600 Baud).

Auch hier waren bei meinen Besuchen stets mindestens drei Mitarbeiter anwesend. Preislich lag Fuji Musen bei meinen Vergleichen oft etwas günstiger als andere Shops. Der Laden hat täglich geöffnet. Die aktuellen Öffnungszeiten findet ihr auf der offiziellen Website unter www.fujimusen.co.jp oder über Google.

Akihabara Radio Center

Das Akihabara Radio Center liegt direkt unter einer Eisenbahnbrücke – und ist kaum zu übersehen: Über dem Eingang prangt ein riesiges ICOM-Logo, das sich direkt unterhalb der Trasse der JR-Linie befindet. Im Inneren erwartet euch ein dichtes Netz aus kleinen Compartment-Stores, die sich auf Elektronikzubehör spezialisiert haben.

Im Erdgeschoss findet ihr im hinteren Bereich eine Sektion eines Amateurfunkladens – mit einem Fokus auf Mobilfunk- und Handfunkgeräte sowie passendem Zubehör. Der größere Teil dieses Geschäfts befindet sich im Obergeschoss. Gleich nebenan liegt ein riesiger Bereich für gebrauchtes Elektronik-Equipment: von Kameras und Audiozubehör bis hin zu gebrauchten Amateurfunk- und Jedermannfunk-Geräten.

Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich zudem ein Shop, der sich ganz auf Steckverbinder spezialisiert hat.

Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Das Radio Center selbst hat täglich geöffnet, die Öffnungszeiten der einzelnen Shops können jedoch variieren. Weitere Informationen findet ihr unter: www.radiocenter.jp

Tokyo Radio Department Store

Der Tokyo Radio Department Store führt zwar keine Funktechnik, ist für Elektronikbastler aber dennoch äußerst interessant. Hier findet ihr eine große Auswahl an Elektronikkomponenten, einen Laden für Gehäuse, Shops mit Elektronikbausätzen sowie ein Geschäft für Röhren aller Art. Auch Retro-Gaming-Fans kommen auf ihre Kosten.

Mehr Informationen gibt es auf der offiziellen Website: www.tokyoradiodepart.co.jp

TokIo HAM FAIR

Eine weitere Bezugsquelle für Amateurfunktechnik mit teils besonders attraktiven Preisen ist die Tokyo Ham Fair – die größte Amateurfunkmesse Asiens. Neben den großen japanischen Herstellern wie Kenwood, Icom, Yaesu und Alinco, die hier regelmäßig ihre neuesten Produkte präsentieren, sind auch zahlreiche kommerzielle Händler vertreten. Besonders lohnenswert ist jedoch der Besuch der vielen Interessengruppen und Clubs: Sie bieten nicht nur spannende Einblicke und Fachgespräche, sondern häufig auch interessante Bausätze, die man so im Handel nicht findet.

Die Tokyo Ham Fair 2025 findet unter dem Motto „Take off to the World of Amateur Radio at Ariake“ vom 23. bis 24. August im Stadtteil Ariake, im GYM-EX, statt. Weitere Termine und Veranstaltungen rund um das Thema Amateurfunk findet ihr auf unserer Terminseite.

In der folgenden Bildergalerie zeigen wir euch einige Impressionen von meinem Besuch der Messe im Jahr 2018.

Eine Rückschau auf die Ham Fair 2024 findet ihr zudem in diesem Beitrag.

Akizuki electronic commerce Akihabara

Alles rund um Raspberry Pi, Arduino, ESP-Module und Add-on-Boards findet ihr bei Akizuki Electronic Commerce. Der Laden bietet außerdem eine riesige Auswahl an integrierten Schaltungen und Elektronikkomponenten – ideal für Maker, Bastler und Entwickler.

Zur offiziellen Website geht es hier: akizukidenshi.com

Toyo Keisokuki

Toyo Keisokuki ist auf elektronische Messgeräte spezialisiert. Neben dem Verkauf bietet das Unternehmen auch Kalibrierung und Reparatur von Messgeräten an. Außerdem gibt es eine große Auswahl an geprüften Gebrauchtgeräten sowie Beratung bei Produktauswahl und Anwendungen. Weitere Informationen findet ihr unter: www.keisokuki-land.co.jp

Modellbau, Modelleisenbahn und mehr

In Akihabara findet sich für nahezu jedes Hobby etwas – und man trifft fast immer auf Gleichgesinnte. Neben der bekannten Technik- und Elektronikwelt gibt es hier eine beeindruckende Vielfalt an Spezialgeschäften: mehrstöckige Läden mit hochwertigem Audioequipment und Lautsprechern, Shops für Komponenten zum Bau eigener E-Gitarren, unzählige Modellbauläden mit allem von Figuren, Autos bis Landschaftsbau – und natürlich eine große Auswahl an Modelleisenbahnen, teils mit eindrucksvollen Ausstellungen.

Auch ungewöhnlichere Interessen finden ihren Platz: etwa Läden mit Zubehör für den Puppenbau oder Sammlerstücke aller Art. Daneben prägen die typischen Akihabara-Themen das Straßenbild: mehrstöckige Fachgeschäfte für PC- und Gaming-Zubehör, Sammelkarten, Comics und nicht zuletzt die zahlreichen Maid-Cafés, die mittlerweile fest zur Otaku-Kultur gehören.

Akihabara Menya Musashi Iwatora

So ein Einkaufsbummel in Akihabara kann ganz schön hungrig machen – gut, dass es ganz in der Nähe bei Akihabara Menya Musashi Iwatora das wohl beste Ramen der Welt gibt (oder zumindest in Akihabara 😉).

Und wer es lieber etwas ruhiger mag: Nur eine Station entfernt liegt Ueno – ein weitläufiger Park mit traditionellen japanischen Tempeln, einem Open-Air-Konzertsaal und Streetfood-Ständen am Wochenende. Sogar ein Zoo gehört dazu. Perfekt, um nach dem Trubel in Akihabara etwas durchzuatmen.

Interaktive Karte

Zur besseren Orientierung haben wir außerdem eine interaktive Karte für euch erstellt, auf der ihr alle erwähnten Läden bequem wiederfindet.

Screenshot von www.google.com

Interaktive Karte zum Beitrag

Und wer jetzt Lust auf Akihabara bekommen hat und schon einmal virtuell durch die Einkaufsgassen schlendern möchte – dem sei ein Besuch via Google Street View wärmstens empfohlen.

Fazit

Wer im Urlaub oder auf Geschäftsreise die Möglichkeit hat, nach Japan zu reisen, sollte unbedingt einen Abstecher nach Tokio Akihabara einplanen. Neben der großen Auswahl an Amateurfunk- und Elektronikgeschäften bietet das Viertel auch für andere Hobbys und Interessen ein spannendes Umfeld – von Modellbau über Retro-Gaming bis hin zu außergewöhnlicher Streetfood-Kultur.

Beim Kauf japanischer Funkgeräte ist jedoch Vorsicht geboten: Einschränkungen beim Frequenzbereich, der Relaisablage, der Schrittweite sowie das Fehlen einer CE-Kennzeichnung können im Heimatland zum Problem werden. Dank steuerfreiem Einkauf und attraktiven Preisen lohnt sich der Kauf vor allem bei Zubehörteilen, Antennen und Ersatzakkus.

Wer zeitlich flexibel ist, sollte seinen Aufenthalt idealerweise mit der Tokyo Ham Fair kombinieren, die jedes Jahr Ende August stattfindet.

Wir hoffen, euch hat der kleine Abstecher nach Japan gefallen. Im nächsten Teil bleiben wir zunächst in Asien und werfen einen Blick nach Singapur, bevor es dann mit einem Long Skip weiter in die USA geht.

Habt ihr schon einmal Amateurfunkgeräte oder Zubehör im Ausland gekauft? Schreibt eure Erfahrungen gerne in die Kommentare unter diesem Beitrag oder diskutiert sie mit uns in unserer Telegram- oder WhatsApp-Gruppe.

Team DL-Nordwest, Stephan 9V1LH/(9M2/)DG1BGS


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Jagd auf Funktechnik #1: Tokio, Japan (1)

In dieser Beitragsserie nehmen wir euch mit auf eine Reise in ferne Länder. Wir besuchen Amateurfunkläden vor Ort und zeigen, worauf ihr beim Kauf und Import achten solltet.

Neulich führte mich eine Dienstreise erneut nach Tokio, Japan. Und wie so oft, wenn ich dort bin, nutze ich die Gelegenheit, die Arbeit mit meinem Hobby zu verbinden. Mein Hotel buche ich stets in Akihabara – der Stadtteil liegt zentral und ist hervorragend an das Schienennetz angebunden. Aber warum ausgerechnet Akihabara?

Akihabara – Tokios Technikviertel im Wandel

Akihabara ist ein Stadtteil im Zentrum Tokios. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte er sich zu einem Umschlagplatz für elektronische Geräte, zunächst als Schwarzmarkt für Radios und Haushaltsgeräte – daher der Spitzname „Electric Town“. In den 1950er und 60er Jahren wurde Akihabara zunehmend zum offiziellen Zentrum des Elektronikhandels in Japan. Besonders in den engen Gassen entstanden zahlreiche Spezialgeschäfte für Bauteile, Kabel und Computerzubehör.

In den 1980er und 90er Jahren verlagerte sich der Fokus hin zu PCs, Videospielen und der aufkommenden Otaku-Kultur rund um Anime, Manga und Cosplay. Zwar hat der Anteil klassischer Elektronikläden in den letzten Jahren abgenommen, doch Akihabara lebt weiterhin von seiner Technik-Tradition – und beherbergt auch noch heute einige Fachhändler für Amateurfunktechnik.

Vor dem Kauf: Das solltet ihr wissen

Bevor wir uns die Amateurfunk-Shops im Detail anschauen, hier zunächst das, was ihr wissen und beachten solltet.

Zollfreies einkaufen

Alle in diesem Beitrag aufgeführten Amateurfunk-Shops erlauben ausländischen Reisenden – Reisepass unbedingt vorlegen – steuerfreie Einkäufe. Voraussetzung: der Reisepass mit einem gültigen Einreisestempel des Immigration-Office am Flughafen. Diesen müsst ihr beim Kauf im Original vorzeigen. Ebenfalls wichtig: Kaufbeleg und Geräte beim Rückflug griffbereit halten. Dafür müsst ihr sie im Handgepäck mitführen. Die Akkupacks, z.B. von Handfunkgeräten, gehören eh immer ins Handgepäck.

Aktuell wird das Verfahren umgestellt: Zukünftig reicht der QR-Code, den ihr über die „Japan Visit Web App“ generiert. Diese App scannt euren Einreisestempel digital und erleichtert damit den steuerfreien Einkauf. Ideal ist, die App bereits vor der Reise zu nutzen – zum Ausfüllen sämtlicher Einreisefragen und Beschleunigung des Prozesses: services.digital.go.jp/en/visit-japan-web

Auch wenn ihr in Japan steuerfrei einkauft, gelten Einfuhrgrenzen in der EU:

  • Warenwert bis 430 €  bei Flugreisen sind zoll- und steuerfrei, sofern privat genutzt.
  • Darüber hinaus: Mehrwertsteuer 19 % sowie ggf. Zollgebühren. Für Waren zwischen 45 – 700 €  kann der Zoll Pauschaltarife anwenden.

Wenn ihr also Funkgeräte oder Zubehör im Wert von mehr als 430 € mitbringt, müsst ihr sie bei der Einreise deklarieren und versteuern!

Japanische GErätemodelle

In den japanischen Amateurfunkgeschäften sind ausschließlich die Funkgerätemodelle für den lokalen Markt erhältlich. Exportmodelle, also z.B. die bei uns erhältliche E-Varianten, werden dort also nicht verkauft.

Ein japanisches Gesetz verbietet, dass in Japan verkaufte Funkgeräte im Sendebereich erweitert oder durch Hardware-Modifikationen „freigeschaltet“ werden können. Deshalb sind die Hersteller hier gezwungen, ein anderes Mainboard einzubauen, bei denen etwa die bei Export-Geräten bekannten MARS-Mods (z. B. durch Umlöten von Dioden-Brücken) nicht funktionieren! Auch die Installation einer Export-Firmware ist nicht möglich – Firmware-Upgrades müssen stets über die japanischen Herstellerseiten bezogen werden (immer die mit JPN bezeichnete Firmware installieren).

Im VHF- und UHF-Bereich sind japanische Geräte grundsätzlich mit dem deutschen Bandplan kompatibel. Die Sendebereiche liegen bei 144–146 MHz sowie 430–440 MHz und entsprechen damit den in Deutschland zugelassenen Bereichen. In Ländern wie den USA oder Malaysia, wo beispielsweise im 2‑Meter-Band auch der Bereich von 146–148 MHz genutzt wird, können japanische Geräte diesen Teil nicht abdecken.

Ein Unterschied zeigt sich jedoch im 70‑cm-Band bei der Ablage der Relaisfrequenzen. Während in Deutschland eine Ablage von 7,6 MHz (bzw. 9,4 MHz) üblich ist, beträgt diese in Japan lediglich 5 MHz. Die automatische Ablagefunktion für Relaisbetrieb ist daher in Deutschland nicht nutzbar und sollte im Menü deaktiviert werden. Ebenso unterscheidet sich die Standard-Schrittweite: In Japan beträgt sie 20 kHz, während hierzulande üblicherweise 25 kHz oder 12,5 kHz verwendet werden.

Bei modernen Handfunkgeräten wie dem ICOM ID-52 PLUS wird man nach dem Einschalten zunächst von einem japanischsprachigen Menü (inkl. japanischer Sprachausgabe) begrüßt. Auch das mitgelieferte Handbuch hilft euch bei der Sprachumstellung an dieser Stelle nicht weiter, denn es ist ebenfalls ausschließlich auf Japanisch.

Hier hilft allerdings ein Blick in die englische oder, sofern verfügbar, deutsche Bedienungsanleitung weiter. Folgt einfach der bebilderten Menüführung. Die Handbücher könnt ihr u.a. bequem von unserer Webseite herunterladen.

Screenshot von dl-nordwest.com

Geräte-Downloads DL-Nordwest

Darüber hinaus ist zu beachten, dass in Japan viele Mobilfunkgeräte in zwei Leistungsklassen erhältlich sind. Die Standardversion, oft mit einem „S“ oder ganz ohne Zusatz bezeichnet, liefert eine maximale Ausgangsleistung von (nur) 20 W. Nur die High-Power-Varianten, meist mit einem „H“ hinter der Modellnummer gekennzeichnet, erreichen die in Deutschland üblichen 50 W. Preislich beträgt der Unterschied zwischen der 20 Watt- und der 50 Watt-Version umgerechnet oft nur weniger als 15 Euro. Beim Kauf solltet ihr also unbedingt beachten, dass ihr das von euch gewünschte Modell auswählt.

Fehlende CE-Kennzeichnung

Japanische Funkgeräte-Modelle verfügen weder über eine CE- noch eine FCC-Kennzeichnung, obwohl sie technisch problemlos damit ausgestattet werden könnten. Für den japanischen Markt ist das jedoch nicht erforderlich. Als Funkamateur dürft ihr diese Geräte grundsätzlich in Deutschland betreiben. Beim Import nach Deutschland gilt allerdings: Elektronische Geräte ohne CE-Kennzeichnung dürfen nicht in die EU eingeführt oder in Verkehr gebracht werden. Auf den Labels gibt es zusätzlich oft Angaben wie „FOR USE ONLY IN JAPAN“, siehe Bild oben. Damit besteht bei einer Zollkontrolle grundsätzlich die Möglichkeit, dass sie beschlagnahmt oder zurückgewiesen werden.

Preise

Die steuerfreien Preise in Japan wirken im direkten Vergleich oft sehr attraktiv. Bei meinem letzten Besuch lag der Nettopreis für ein ICOM IC-9700 bei umgerechnet etwa 1.065 Euro – also vor Deklarierung. Ein ICOM IC-7300 war für rund 604 Euro zu haben, das Handfunkgerät ICOM ID-52 PLUS kostete etwa 430 Euro, und das Kenwood TH-D75 schlug mit rund 522 Euro zu Buche. Weitere Preisbeispiele findet ihr in den zahlreichen Fotos im zweiten Teil dieses Beitrages. Beachtet dabei unbedingt die zuvor beschriebenen Besonderheiten und entscheidet selbst, ob sich ein Kauf – auch unter Berücksichtigung möglicher Einschränkungen – für euch wirklich lohnt.

Uneingeschränkt empfehlen kann ich hingegen den Kauf von Zubehör wie Akkupacks, Antennen oder Mikrofonen. Diese sind in der Regel voll kompatibel mit den europäischen Modellen. So war etwa ein originaler Akkupack für das YAESU FT-70 bereits für rund 10 Euro weniger erhältlich als der aktuell in Deutschland übliche Straßenpreis.

Fazit: Lohnt sich der Kauf?

Wie an den Beispielen gezeigt, wirken die Preise in Japan – gerade durch den steuerfreien Einkauf – äußerst attraktiv. Doch Vorsicht: Japanische Gerätemodelle bringen Einschränkungen mit sich, etwa bei Firmware, Frequenzbereichen oder der fehlenden CE-Kennzeichnung. Wer die zulässige Freimenge überschreitet, muss zudem in Deutschland Einfuhrumsatzsteuer und ggf. Zoll zahlen – das vermeintliche Schnäppchen kann so schnell teuer werden. Uneingeschränkt lohnenswert ist der Kauf hingegen bei Zubehör wie Akkupacks, Bluetooth-Modulen, Mikrofonen, Headsets oder Antennen.

Nächste Woche werfen wir dann einen konkreten Blick auf die Amateurfunkgeschäfte in Akihabara.

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OpenWebRX+ mit Plugins individuell anpassen

Du möchtest mehr aus OpenWebRX+ herausholen? – Wir zeigen dir, wie’s geht.

OpenWebRX+ ist eine vielseitige Web-SDR-Software zur Fernsteuerung und Visualisierung von SDR-Empfängern. In einem früheren Beitrag haben wir euch gezeigt, wie ihr euren OpenWebRX+ um den Digital-Mode M17 erweitern könnt. Den entsprechenden Beitrag findet ihr hier.

OpenWebRX+ lässt sich außerdem durch sogenannte Plugins erweitern. In einem Gemeinschaftsprojekt ist so bereits eine Sammlung nützlicher Plugins entstanden, die auf der GitHub-Seite github.com/0xAF/openwebrxplus-plugins zusammengestellt ist.

Die Plugins werden in drei Kategorien unterteilt:

  • Receiver: Erweiterungen für den Empfängerbereich (Weboberfläche)
  • Map: Zusätze für die Kartendarstellung
  • Thirdparty: Externe Erweiterungen mit spezifischen Zusatzfunktionen
Screenshot von github.com

Es gibt bereits eine beachtliche Anzahl an Plugins, mit denen sich der Funktionsumfang von OpenWebRX+ individuell erweitern lässt.

In der dritten Kategorie findet sich zum Beispiel das Plugin owrxantswitcher, mit dem über zusätzliche Buttons in der Weboberfläche zwischen verschiedenen Antennen umgeschaltet werden kann.

In diesem Beitrag beschreiben wir euch die Installation am Beispiel des Receiver-Plugins tune_precise. Dieses fügt der Weboberfläche unterhalb der Frequenzeingabe sechs Buttons hinzu, mit denen ihr die Frequenz in positiver oder negativer Richtung in frei konfigurierbaren Schritten verändern könnt.

Installation

Zunächst müsst ihr wissen, in welchem Verzeichnis die Plugins abgelegt, aktiviert und konfiguriert werden. Dieses Verzeichnis kann je nach Betriebssystem und gewählter Installationsmethode unterschiedlich sein.

Führt daher zunächst den folgenden Befehl aus:

find / -name openwebrx.js 2>/dev/null

Alternativ könnt ihr dem Befehl ein sudo voranstellen – so verhindert ihr, dass Meldungen über fehlende Berechtigungen unterdrückt oder verworfen werden. In meinem Fall befindet sich die Datei openwebrx.js im Verzeichnis /usr/lib/python3/dist-packages/htdocs/.

Wechselt nun mit cd in dieses Verzeichnis.

cd /usr/lib/python3/dist-packages/htdocs/

Nun prüfen wir, ob bereits der Ordner plugins und darin der Unterordner receiver vorhanden sind:

cd plugins/receiver/

Solltet ihr eine Fehlermeldung erhalten haben, weil einer der Ordner nicht existiert, dann erstellt ihr die beiden Verzeichnisse einfach händisch mit:

sudo mkdir -p plugins/receiver

Hier erstellen wir nun mit einem Texteditor die Datei init.js. In meinem Fall verwende ich den Nano-Editor:

sudo nano init.js

Kopiert nun den folgenden Inhalt in die Datei init.js:

const rp_url = 'https://0xaf.github.io/openwebrxplus-plugins/receiver';

Plugins.load(rp_url + '/utils/utils.js').then(async function () {
        await Plugins.load(rp_url + '/notify/notify.js');

        Plugins.tune_precise_steps = [25000, 12500, 6250];
        Plugins.load(rp_url + '/tune_precise/tune_precise.js');
});

In der Konstanten rp_url wird der Pfad zum Repository gespeichert.
Dieser wird verwendet, um das Plugin beim Start direkt von GitHub zu laden.
Der große Vorteil: Ihr müsst das Plugin nicht lokal herunterladen und profitiert automatisch immer von der neuesten Version.

In Zeile 6 könnt ihr in den eckigen Klammern die von euch gewünschten Schrittweiten angeben. Da ich meinen OpenWebRX+ ausschließlich im UKW-Bereich nutze, habe ich mich für die Schrittweiten 25 kHz, 12,5 kHz und 6,25 kHz entschieden.

Speichert die Datei nun ab und schließt den Editor.

Nach dem Aktualisieren der Weboberfläche von OpenWebRX+ in eurem Browser solltet ihr die zusätzlichen Buttons direkt unterhalb der Frequenzeingabe im Receiver-Fenster sehen.

Tipp: Weitere Receiver-Plugins installieren

Um eurem OpenWebRX+ weitere Receiver-Plugins hinzuzufügen, fügt einfach die entsprechenden Zeilen in die von euch zuvor erstellte Datei init.js ein und speichert sie ab.

Im folgenden Beispiel lade ich das Plugin mouse_freq, das die Frequenz an der Cursorposition direkt neben dem Mauszeiger anzeigt (Zeile 8).

const rp_url = 'https://0xaf.github.io/openwebrxplus-plugins/receiver';

Plugins.load(rp_url + '/utils/utils.js').then(async function () {
        await Plugins.load(rp_url + '/notify/notify.js');

        Plugins.tune_precise_steps = [25000, 12500, 6250];
        Plugins.load(rp_url + '/tune_precise/tune_precise.js');
        Plugins.load(rp_url + '/mouse_freq/mouse_freq.js');
});

Fazit

OpenWebRX+ lässt sich auf einfache Weise an individuelle Bedürfnisse anpassen. Wer Spaß am Programmieren hat, kann sogar eigene Plugins entwickeln und diese der Gemeinschaft zur Verfügung stellen.

Kennt ihr weitere Plugins, die wir testen sollten? Dann schreibt sie uns in die Kommentare unter diesem Beitrag oder diskutiert sie mit uns in unserer Telegram- oder WhatsApp-Gruppe.

Team DL-Nordwest, Stephan 9V1LH/(9M2/)DG1BGS


Hier findet ihr weitere Beiträge zu SDRs:

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Fieldday OV i56 Unterweser

Vom 11. bis 13. Juli 2025 fand der alljährliche Fieldday des OV i56 in Steinau statt – wir waren dabei!

Endlich war es im Juli soweit: Der OV i56 lud zum Fieldday nach Steinau. Die Vorfreude auf diese Veranstaltung beginnt natürlich schon einige Tage vorher. Vor allem der Wohnwagen musste gepackt werden und – ganz wichtig – diverses technisches Equipment sollte mit.

Die Fahrt in Richtung Küste machte schon richtig Spaß und weckte Erinnerungen an die vorangegangenen Treffen. Wieder einmal hatten Elvira und Peter alles perfekt bis in das letzte Detail organisiert. Selbst der Anfahrtsweg war wie immer hervorragend ausgeschildert sodass auch die „Erstbesucher“ problemlos anreisen konnten.

Der Fieldday war hervorragend ausgeschildert

Mit einigen Teilnehmern gab es natürlich ein großes „Hallo“ und man freute sich über ein Wiedersehen. In Teamwork wurden die Zelte aufgebaut und die Wohnwagen und Wohnmobile parat gemacht.

Hier ist Teamwork gefragt

Dann startete endlich das Kennenlernen bzw. der Wiedersehens-Austausch. Natürlich begann auch recht schnell das Fachsimpeln. So ging der Freitagabend recht schnell vorbei und endete in einer entspannten, geselligen Runde.

Gemütliches ausklingen des Freitagabends

Der Samstag fing bei allerbestem sonnigen Wetter mit einem gemeinsamen Frühstück an. Danach trudelten immer mehr Tagesgäste ein, so dass Nachmittags die„Hütte“ schon erfreulich gut gefüllt war.

Der Platz füllt sich

Nicht zu vergessen: Lecker Fleisch vom Grill und reichlich an Beilagen gab es. Neben dem Geist will ja auch der Körper sein Recht auf Nachschub haben.

Das Grillgut. Guten Appetit!
Fachsimpeln in gemütlicher Atmosphäre

Zwischendurch wurde selbstverständlich auch Funkbetrieb gemacht und es haben einige Antennenversuche stattgefunden. Es sollte ja schließlich nicht vergessen werden warum wir hier waren.

Antennenaufbau

Aber irgendwann hat leider auch alles ein Ende… Also wurden im Laufe des Sonntagnachmittags wieder unsere „Siebensachen“ gepackt (oder auch mehr).

Nach großer Verabschiedung und manch einer Hoffnung auf das ein- oder andere Wiedersehen bei verschiedenen Funk-Veranstaltungen begaben wir uns dann auf den Nachhauseweg.

Alle kommenden Events findest du wie immer auf unserer Terminseite – einfach mal reinschauen!

Uns bleibt, herzlich bei Peter DH8BAT, und seiner Elvira als tollen Gastgebern zu danken und uns schon darauf zu freuen, im nächsten Jahr wieder dort sein zu dürfen.

Team DL-Nordwest, Bernd DK5BS


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Connect – Nodeless MQTT-Client für Meshtastic

Python-basierter MQTT-Client kurz vorgestellt.

Benjamin K1PDX stellt auf seiner GitHub-Seite pdxlocations eine Reihe interessanter Projekte rund um Meshtastic vor, die alle in Python realisiert wurden. Eines davon ist Connect – ein Chat-Client für Meshtastic-Netzwerke. Im Gegensatz zu anderen Anwendungen wie MeshSense, die eine direkte Verbindung zu einer Meshtastic-Node erfordern, kommt Connect vollständig ohne eigene Node aus. Eine oder mehrere Nodes des Netzwerks dienen dabei als Gateway, um Nachrichten via Funk auszusenden und zu empfangen.

Installation

Die Installation unter macOS und Linux-basierten Betriebssystemen ist auf der GitHub-Seite des Projekts dokumentiert. Unter Linux können die Befehle einfach in ein Terminalfenster kopiert und ausgeführt werden. Wechselt zuvor mit dem Befehl cd in das gewünschte Installationsverzeichnis, z. B. cd ~ für euer Homeverzeichnis. Achtet darauf, dass euer Benutzer in diesem Verzeichnis über Schreibrechte verfügt. Falls nötig, können diese mit dem Befehl sudo chown angepasst werden.

Für einen komfortablen Start der Software empfiehlt es sich, eine entsprechende Verknüpfung auf dem Desktop abzulegen. Auf Raspbian-basierten Systemen kann dies im Verzeichnis /home/pi/Desktop erfolgen. Ein automatischer Start beim Systemstart ist ebenfalls möglich, indem man einen symbolischen Link der erstellten Desktop-Datei im Verzeichnis /home/pi/.config/autostart ablegt.

Screenshot von github.com

Anleitung auf der Projektseite von Connect

Konfiguration

Wie bei einer „echten“ Node wird auch hier zunächst eine im Netzwerk eindeutige Node-ID im hexadezimalen Format vergeben, z. B. !dcdcdcdc. Zusätzlich müssen ein Long- und Short-Name, eine statische Position (Breiten- und Längengrad) sowie die Höhe angegeben werden. Diese Angaben – ebenso wie die Konfiguration des zu verwendenden MQTT-Servers und die Login-Daten – lassen sich bequem über die grafische Benutzeroberfläche der Software eintragen und als Profile speichern. Nach dem Start kann eines der zuvor angelegten Profile ausgewählt und verwendet werden.

Nachrichtenversand

Nach erfolgreicher Verbindung zum konfigurierten MQTT-Server sendet die Software in regelmäßigen Abständen automatisch die eigene Node-Info samt Position. Kurz darauf erscheinen im rechten Bereich der Benutzeroberfläche die ersten über MQTT empfangenen Nodes – inklusive ihrer ID sowie ihres Short- und Long-Names. Statusmeldungen der Software sowie empfangene Kanal- und Direktnachrichten werden in einem Fenster unterhalb der Konfiguration angezeigt.

Darunter befindet sich ein Texteingabefeld und ein mit „Broadcast“ beschrifteter Button, über den eigene Nachrichten an den unter „Channel“ definierten Kanal gesendet werden können. Klickt man auf eine Node in der Liste, wird deren ID automatisch in das Feld „DM to“ übernommen. Mit dem Button „Direct Message“ lässt sich anschließend gezielt eine Nachricht an diese Node senden.

Kartendarstellung

Um die empfangenen Nodes übersichtlich auf einer Karte darzustellen, muss zunächst ein zusätzliches Paket installiert und eine Variable im Quellcode auf „True“ gesetzt werden. Auch diese Schritte sind auf der GitHub-Seite des Projekts ausführlich beschrieben. Anschließend generiert eine weitere Python-Anwendung die Karte als HTML-Datei, die im Browser geöffnet werden kann.

Wer eine kontinuierlich aktualisierte Karte wünscht, kann diesen Vorgang etwa unter Linux mit einem Cronjob automatisieren und die Karte dann auf einer Webseite mit automatischer Aktualisierung einbinden.

Fazit

Die Python-Software Connect bietet eine einfache Möglichkeit, auch ohne eigene Meshtastic-Node aktiv am Netzwerkgeschehen teilzunehmen. Voraussetzung dafür ist ein Gateway, das die Funkdaten an einen MQTT-Server weiterleitet, auf den man selbst Zugriff hat. Zusätzlich müssen die verbundenen Meshtastic-Clients in ihrer Konfiguration der Weiterleitung an einen öffentlichen MQTT-Server zustimmen (Option „OK to MQTT“ aktiviert) und dürfen nicht die Option „Ignore MQTT“ aktiviert haben – nur dann wird man selbst im Netzwerk sichtbar.

Wünschenswerte Erweiterungen wären etwa die Unterstützung mehrerer Kanäle mit separaten Tabs im Nachrichtenfenster, eine stärkere Hervorhebung privater Nachrichten sowie die Möglichkeit, Statusmeldungen per Checkbox ein- oder auszublenden. Da der Quellcode offen zugänglich ist und in Python vorliegt, steht eigenen Anpassungen und Erweiterungen nichts im Weg.

Kennt ihr weitere Meshtastic-Software, die nicht unerwähnt bleiben sollte? Dann schreibt sie uns gerne in die Kommentare unter diesem Beitrag oder diskutiert sie mit uns in unserer Telegram- oder WhatsApp-Gruppe.

Team DL-Nordwest, Stephan 9V1LH/(9M2/)DG1BGS


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Raus, was keine Miete zahlt: M17 nicht länger Teil von MMDVM

M17 ist mit sofortiger Wirkung nicht mehr Teil von MMDVM. Die Gründe und Konsequenzen.

Jonathan G4KLX, der Hauptentwickler von MMDVM, hat bekannt gegeben, dass der digitale Sprachmodus M17 aus dem MMDVMHost entfernt wurde. Die Entfernung aus der Firmware soll in den kommenden Tagen folgen.
Da MMDVM-basierte Systeme wie WPSD sich täglich automatisch aktualisieren und dabei die neuesten Änderungen aus dem offiziellen Repository übernehmen, bedeutete dies für Relaisbetreiber, die WPSD nutzen: Der M17-Modus funktionierte über Nacht plötzlich nicht mehr.

Die Entscheidung basiert laut Jonathan nicht nur auf technischen Gründen, sondern auch auf anhaltenden Differenzen mit Teilen der M17-Community sowie mit der kürzlich gegründeten M17-Stiftung.

Was steckt hinter der Entscheidung?

In einem öffentlichen Beitrag auf der OpenDV-Mailingliste nennt Jonathan mehrere Beweggründe für die Streichung von M17 aus MMDVM. Diese lassen sich in zwei Hauptbereiche unterteilen: zwischenmenschliche Konflikte und technische Kritik.

Konflikte mit der M17-Community und Stiftung

Jonathan beschreibt eine zunehmend schwierige Zusammenarbeit mit Teilen der M17-Community. Insbesondere stört ihn der Umgangston in öffentlichen Diskussionen, teils persönliche Angriffe und eine fehlende Wertschätzung für seine Beiträge. Auch mit der neu gegründeten M17-Stiftung zeigt er sich unzufrieden:

  • Wichtige Personen, die zur Entwicklung von M17 beigetragen haben, seien bei der Gründung der Stiftung außen vor geblieben.
  • Es gebe laut ihm Hinweise darauf, dass die Stiftung in Zukunft möglicherweise Lizenzgebühren oder kommerzielle Interessen verfolgen könnte – was seiner Auffassung nach dem ursprünglichen Open-Source-Gedanken widerspricht.
  • Zudem äußert er Kritik an der Transparenz im Umgang mit Fördergeldern, etwa im Zusammenhang mit einem ARDC-Zuschuss in Höhe von rund 478.900 US-Dollar.
Technische Einwände gegen M17

Neben den sozialen Aspekten nennt Jonathan auch inhaltlich-technische Gründe für seine Entscheidung. Aus seiner Sicht weist das M17-Protokoll gravierende Schwächen auf:

  • Synchronisation: Die gewählten Synchronisationsmuster seien problematisch.
  • Ende-Kennung: Es fehle eine saubere End-of-Transmission-Markierung.
  • Fehlerkorrektur (FEC): Die eingesetzten Mechanismen seien seiner Meinung nach ineffektiv.
  • Vocoder: Der verwendete Codec sei qualitativ schwach und für den Amateurfunk ungeeignet.
  • Verschlüsselung: Die gewählte Implementierung werfe technische und ethische Fragen auf. In Deutschland ist gemäß § 16 Abs. 8 der Amateurfunkverordnung (AFuV) die Verschlüsselung des Amateurfunkverkehrs grundsätzlich verboten, mit Ausnahme von Steuer- oder Fernsteuerfunk.

Zusammengefasst: Jonathan hat das Vertrauen in das Projekt M17 verloren – sowohl auf sozialer als auch auf technischer Ebene – und möchte keine weitere Energie in dessen Unterstützung innerhalb von MMDVM investieren.

Den originalen Beitrag in englischer Sprache könnt ihr hier nachlesen: groups.io/g/OpenDV/message/2311

Screenshot von groups.io

Removal of M17 from the MMDVM Project

Fazit

Ich kann Jonathans Beweggründe für diese Entscheidung gut nachvollziehen. Nun bleibt offen, welche Auswirkungen das auf M17 haben wird. Aktuell ist mit dem CS7000-M17 von CSI (Connect Systems) lediglich ein einziges kommerziell verfügbares Funkgerät auf dem Markt, das sich ohne Modifikationen für den M17-Betrieb nutzen lässt. Außerdem fehlt es an passender Infrastruktur.

Das bis dato einzige kommerzielle Funkgerät für M17, CSI Connect Systems CS7000_M17_PLUS

Dennoch begrüße ich den Ansatz von M17: Ein digitales Verfahren für Sprach- und Datenkommunikation im Amateurfunk, das vom Codec bis zum Protokoll vollständig Open-Source ist. Wichtig ist, dass es auch so bleibt. M17 hätte nur dann eine realistische Chance, sich zu etablieren, wenn es mehr und günstigere schlüsselfertige Funkgeräte mit M17-Unterstützung gibt – ebenso wie geeignete Relais und Hotspots. Und nicht zuletzt darf die Sprachqualität dabei keinen Rückschritt darstellen.

Experimenteller M17-Hotspot CC1200

Wir werden M17 weiterhin für euch beobachten und an dieser Stelle informieren, wie sich die Lage entwickelt. Wer weiß, vielleicht entstehen bald weitere digitale Sprachverfahren auf Open-Source-Basis, die einige der Schwächen von M17 besser adressieren.

Wie denkt ihr über das Thema? Schreibt es uns gerne in die Kommentare unter diesem Beitrag oder diskutiert sie mit uns in unserer Telegram- oder WhatsApp-Gruppe.

Team DL-Nordwest, Stephan 9V1LH/(9M2/)DG1BGS


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