FT8 und FT4 unter Linux mit dem KENWOOD TH-D74/75

In diesem Beitrag beschreibt Matt. DL1BJL, wie ihr unter Linux mit eurem Kenwood TH-D74 oder TH-D75 digitale Betriebsarten wie FT8 und FT4 auf Kurzwelle empfangen könnt.

Um als UKW-Handfunkbenutzer ohne Kurzwellengerät auch mal digitale Betriebsarten auf Kurzwelle ausprobieren zu können, kann man tatsächlich auch die Handfunke benutzen, wenn die das denn unterstützt. Die Geräte von Kenwood TH-D74 und TH-D75 lassen das auf VFO B zu.

Ich möchte hier kurz die Konfiguration unter Debian / Ubuntu aufzeigen (bei mir Kubuntu 24.04 LTS). Hier kam das TH-D75 zum Einsatz, das TH-D74 sollte genau so funktionieren. Unter Windows funktioniert das ähnlich, ist hier aber nicht Gegenstand.

Zuerst muss sichergestellt werden, dass das Gerät nicht als Speichergerät per USB-Kabel mit dem Computer verbunden ist. Das kann man im Menü Nummer 980 nachsehen (COM + AF / IF OUTPUT muss aktiviert sein, das ist aber Standard). Somit lässt sich die Funke per USB steuern und gibt auch Audio per USB aus.

Als nächstes installieren wir die Software. Die Befehle

sudo apt update && sudo apt search wsjtx

aktualisieren die Paketlisten und zeigen, welche WSJTX-Version verfügbar ist. Der Befehl

sudo apt install -y wsjtx

installiert alles, was nötig ist. Anschließend können die Installationspakete mit

sudo apt clean

wieder gelöscht werden, da sie nicht mehr gebraucht werden (die Dateien sind ja installiert).

Alternativ kann auch die JTDX Software benutzt werden, die auf WSJT-X basiert:

sudo apt search jtdx

Die scheint aber nur ab Ubuntu 24.04 “Noble Numbat” verfügbar zu sein und wurde von der Community weiterentwickelt. Sie ist in meinen Augen komfortabler. Aber das ist sowieso nur von Interesse, wenn man auch senden kann 😉

Jetzt das Programm starten, und über File/Settings konfigurieren:

General kann man konfigurieren, muss man aber nicht. Man sendet ja nicht. “Blank line between decoding periods” macht aber die Anzeige übersichtlicher.

Radio ist wichtig: Zuerst unter “Rig” Kenwood TH-D74 auswählen. Beim “Serial Port” muss man ermitteln, wo die Handfunke per USB angeschlossen ist. Dazu auf der Konsole das folgende Kommando eintippen:

sudo ls -l /dev/serial/by-id/

Das wird z.B. “usb-JVCKENWOOD_TH-D75-if00 -> ../../ttyACM0” liefern oder ttyACM3 oder wie auch immer. ttyACMx wird es sein und die Nummer ist wichtig.

Im Tab Radio dann entweder bei “Serial Port” in der Auswahlliste den Port auswählen oder selbst eintippen: /dev/ttyACMx, wobei x mit dem Port ersetzt wird.

Bei “PTT Method” wählen wir CAT, weil das die Funke unterstützt und unter Mode USB, den Rest belassen wir so.

An dieser Stelle kontrolliert bitte noch einmal, dass am Funkgerät VFO B ausgewählt ist und nicht etwa ein Speicherkanal. Jetzt drücken wir den Button “Test CAT” und der sollte grün werden. Wenn nicht, ist etwas falsch und wir müssen das korrigieren. War er grün, bestätigen wir mit “Ok“. Bitte an dieser Stelle auch noch einmal schauen, ob das der Empfangsmodus des Funkgerätes durch die Software auf USB gestellt wurde. Falls nicht müsst ihr diese Einstellung selbst vornehmen.

Nun muss noch der Audio-Pegel am PC angepasst werden. Die Handfunke sollte als Mikrofon erkannt worden sein und der Pegel im Programm so angepasst werden, dass etwa 50 dB erzielt werden (bei WSJT-X links unten, muss grün sein / bei JTDX rechts unten, sieht orange-farbend aus).

Einstellung der Lautstärkeregler am Beispiel KDE. Das TH-D75 dient hier als Signalquelle.

Jetzt wählt ihr noch die gewünschte Betriebsart aus, also z.B. FT8. Bei WSJT-X ist das der 4. Menüpunkt (File/Configurations/View/Mode…), bei JTDX der 3. (File/View/Mode…).

Nun sollte man schon die ersten decodierten Rufzeichen sehen. Wichtig: Die Zeit muss synchron sein! Das sollte unter Linux kein Problem sein. Überprüfen kann man das unter http://time.is.

Achja: Die interne Antenne (“Bar antenna”) sollte über Menü 104 auf “ANT Connector” umgestellt werden. Als Antenne reichte bei mir abends ein 3 m langer Draht am SMA-Anschluss, um die Anzeige wie im Bild zu erzeugen.

Viel Spaß beim Experimentieren, 73 de DL1BJL Matt.

Hast du auch bereits andere Betriebsarten mit deinem TH-D74/75 getestet? Hast du weitere Themen, die du wie Matt. DL1BJL gerne in einem Gastbeitrag mit uns teilen würdest. Schreibt es uns gerne in die Kommentare unter diesem Beitrag oder diskutiert es mit uns in unserer Telegram- und oder WhatsApp-Gruppe.


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B.B.Link: Kenwood TH-D74/75 mit der aprs.fi App auf dem iPhone verbinden

In diesem Beitrag stellen wir euch den Nachfolger des BLE-BT-TNC vor und unterziehen ihm einen Test im Freien.

Neulich haben wir euch in dem Beitrag TH-D74 mit aprs.fi auf dem iPhone koppeln eine Möglichkeit aufgezeigt, wie ihr euer Kenwood TH-D74 via Bluetooth mit eurem iPhone verbinden könnt, um es mit Anwendungen wie aprs.fi (iOS) oder z.B. RadioMail (iOS) zu verwenden. Wir haben euch außerdem erklärt, warum ihr euer Kenwood Handfunkgerät nicht direkt verbinden könnt. Leider unterstützt auch sein Nachfolger, der Kenwood TH-D75, kein Bluetooth BLE, so dass das dort beschriebene auch für das TH-D75 zum tragen kommt.

Seit unserem letzten Beitrag ist einige Zeit vergangen und mittlerweile hat Georges WH6AZ seine Firmware komplett überarbeitet und seinem Projekt einen neuen Namen gegeben: B.B. Link

Im Vergleich zum Vorgänger BLE-BT-TNC bietet B.B. Link die folgenden weitere Funktionen:

  • Automatischer Verbindungsaufbau mit dem TH-D74 bzw. TH-D75 nach einmaliger Paarung
  • Fernsteuerung des Funkgerätes, (Aktivierung KISS-Mode, Frequenzeinstellung) falls gewünscht
  • Ein- und Ausschalten das Adapters über kapazitiven Taster
  • LED-Signalisierung für Verbindungsstatus, Datenpakete, Fehler und Batteriestatus
  • Konfiguration und Firmware-Aktualisierung des TinyPICO über Konfigurations-App B.B. Link Configurator (iOS)

In dem folgenden Video beschreibt Georges WH6AZ Schritt-für-Schritt in englischer Sprache die Hintergründe des Projektes, wie man die Firmware herunterladen, auf den TinyPICO ESP32 flashen und ihn in ein 3D-Druck Gehäuse einbauen kann. Außerdem demonstriert er die Verwendung mit den Apps aprs.fi (iOS) und RadioMail (iOS).

Als Besitzer eines Kenwood TH-D74 und großer APRS-Fan musste ich B.B.Link einfach testen. Dafür folgte ich der Videoanleitung von Georges WH6AZ. Neben den in der Anleitung zu installierenden Bibliotheken musste ich zusätzlich noch ArduinoLog.h Bibliothek installieren, bevor es mit dem Kompilieren und Aufspielen der Firmware klappte.

Nun installierte ich die B.B. Link Configurator App (iOS) aus dem App-Store und startete sie.

Bild 2: B.B. Link Configurator App (iOS) nach erfolgreichen Verbindung mit dem Adapter

Der Adapter wurde von der App gleich gefunden. Im Konfigurationsmenü lässt sich der Adapter umbenennen (praktisch bei der Verwendung mehrerer Adapter), bei Bedarf die Firmware aktualisieren und festlegen, ob eine Fernsteuerung des Transceivers über Anwendungen wie RadioMail (iOS) zugelassen werden soll oder nicht.

Auch die Bluetooth Paarung funktionierte wie im Video beschrieben auf Anhieb und ich konnte mich daran machen, den Adapter für den Test vorzubereiten.

Bild 3: v.l.n.r.: 500 mAh Li-Po Akku, TinyPICO ESP32-Board und Buchse für Akku-Stecker

Bild 3 zeigt die verwendeten Komponenten aus der Bastelkiste. Der TinyPICO wird bereits mit einem Steckverbinder für einen Akkumulator geliefert, den man selbst aber noch anlöten muss. In meinem Fall verwende ich einen LiPO-Akku mit 500 mAh. Hier bitte unbedingt auf die richtige Polung des Akkus achten. Ich habe den Steckverbinder so angelötet, dass der Akku-Stecker direkt unter der USB Typ C Buchse eingesteckt wird und musste daher die Polung am Akkustecker zusätzlich umdrehen.

Bild 4: Fertig aufgebauter B.B.Link-Adapter: Als kapazitiver-Taster dient ein einfaches Drahtende

Bild 4 zeigt den fertigen Adapter. Ich habe zunächst nicht das 3D-Druck Gehäuse verwendet und den TinyPICO TNC statt dessen mit zweiseitigem Klebeband direkt auf den Akkumulator geklebt. Den Draht der hier als kapazitiver Taster dient habe ich einfach herausgeführt. Um eventuelle Kurzschlüsse zu vermeiden, habe ich noch alles in einen transparenten Schrumpfschlauch eingeschlumpft.. ähh eingeschrumpft. Fertig!

Also, ab an die frische Luft und an einem Standort mit möglichst gutem Empfang testen.

Bild 5: Kenwood TH-D74 mit Mobilfunkantenne und B.B.Link-Adapter in luftiger Höhe

Wie auch in den vorherigen APRS-Beiträgen fiel die Wahl auf den Raketenturm in OJ11vj Singapur (Bild 5). Von hier lassen sich die APRS-Signale aus dem benachbarten Malaysia gut empfangen und die eigenen Aussendungen werden zudem problemlos durch die benachbarten Digipeater weitergeleitet.

Nach kurzer Zeit hatten sich auf der Karte schon einige Stationen angesammelt (Bild 6). Um nur die Stationen anzuzeigen, die direkt via Funk empfangen wurden, habe ich Mobile-Daten für die aprs.fi (iOS) App deaktiviert (in Bild 6 an der Meldung “Cannot contact service” links-oben gut zu erkennen).

Bild 7: Empfangene und gesendete Datenpakete in der aprs.fi iOS App

Bild 7 zeigt die empfangenen (blauen) und gesendeten (roten) Datenpakete. Wie man hier erkennt wurde mein Datenpaket von den benachbarten Digipeatern empfangen und weitergeleitet.

Das abschließende Video zeigt das TH-D74 im KISS-Modus auf der hierzulande verwendeten APRS Simplex-Frequenz. Vom Funkgerät empfangene Datenpakete werden von dem TinyPICO durch eine grüne LED signalisiert. Wie ihr seht: Hier ist ganz schön was los in APRS.

Kenwood TH-D74 und B.B.Link-Adapter in Aktion

Fazit: B.B.Link ist eine kostengünstige aber sinnvolle Erweiterung, die auch iPhone-Besitzer in den Genuss der Bluetooth-Funktionalität des Kenwood TH-D74 bzw. TH-D75 kommen lässt. Wer das Projekt selbst verwirklichen möchte findet alle Informationen auf Github.

Wünschenswert wäre aus meiner Sicht, wenn die empfangenen und gesendeten Datenpakete zusätzlich zu Testzwecken über die serielle USB-Schnittstelle des TinyPICO ausgegeben würden. Außerdem wäre ein Modus denkbar, bei dem der TinyPICO die vom Funkgerät im Standalone-Betrieb (APRS- statt KISS-Modus) weitergeleiteten Rohdaten umwandelt und an die aprs.fi App weiterleitet. So könnte man weiterhin APRS am Funkgerät im vollen Umfang nutzen, empfangene Stationen aber bei Bedarf zusätzlich auf der Karte darstellen. Da die Firmware unter der GPL-3.0 Lizenz veröffentlicht wurde, ließen sich gewünschte Erweiterungen selbst ergänzen. Ich habe in meinem Fall aber an den Autor geschrieben, eventuell baut er die Erweiterungen ja ein.


Update 30.03.2024:

Den Artikel mit einer live Demonstration gibt es jetzt auch in Videoform, denn wir waren zu Gast beim DD0UL QTC.

DL-Nordwest über B.B.Link, zu Gast im DD0UL QTC

Was haltet ihr von Georges Projekt? Gibt es weitere Einsatzszenarien oder sogar Apps, mit denen ihr B.B.Link testen möchtet? Falls ja, dann hinterlasst uns gerne einen Kommentar unter diesem Beitrag oder diskutiert es mit uns in unserer Telegram-Gruppe.

Team DL-Nordwest, Stephan 9V1LH/(9M2/)DG1BGS

TH-D74 mit aprs.fi auf dem iPhone koppeln

In diesem Artikel zeigen wir euch eine technische Lösung, wie ihr euer Kenwood TH-D74 via Bluetooth mit eurem iPhone oder iPad verbinden könnt, z.B. um empfangene APRS-Stationen auf einer Karte darzustellen.

Wer sein KENWOOD TH-D74 für APRS nutzt, wird dessen großes Farbdisplay zur Darstellung der empfangenen Stationen mögen. Es werden u.a. die aktuelle Entfernung und Richtung zum eigenen Standort dargestellt. Oft wünscht man sich allerdings eine Kartendarstellung. Das TH-D74 bietet verschiedene Möglichkeiten, wie sich empfangenen Daten z.B. via USB-Verbindung oder Bluetooth an externe Geräte mit einer entsprechenden APRS-Anwendung weiterleiten lassen. Für die stationäre Nutzung lässt sich unter Windows z.B. APRSISCE/32 und unter Linux YAAC verwenden, um nur einige Beispiele zu nennen. Für mobile Anwendungen bietet sich unter Android die Anwendung APRSdroid an. Was macht man aber als Besitzer eines iPhones oder iPads?

Problem: Klassisches Bluetooth und iOS

Entwickler von Apps für iOS, dem Betriebssystem für das iPhone, mussten in der Vergangenheit mit einigen Einschränkungen leben. APPLE hatte die Verwendung der Bluetooth Funktionalität auf Grund von Sicherheits- und Energieeffizienzbedenken nämlich so stark eingegrenzt, dass viele Anwendungen die eine Bluetooth-Kommunikation benötigen nicht realisiert werden konnten. Das erklärt auch, warum es zwar viele Apps für das Betriebssystem Android gibt, nicht aber für iOS. Mit der Einführung des Bluetooth Low Energy Standards (kurz BLE) änderte sich dieses jedoch. Der Standard ermöglicht nicht nur eine sicherere Kommunikation zwischen den Geräten sondern verbraucht dabei auch wesentlich weniger Energie und ist damit besonders für Anwendungen geeignet, bei denen die Verbindung zwischen zwei Geräten lange aufrechterhalten bleiben muss.

Damit stehen nun auch Amateurfunk-Apps unter iOS zur Verfügung, die via Bluetooth mit externer Hardware kommunizieren können. Eine solche App ist aprs.fi für iOS. Diese ermöglicht u.a. die Verbindung mit einem Mobilinkd Bluetooth APRS TNC, welches die über Funk empfangenen APRS-Datenpakete via Bluetooth an die App weitergeben kann und umgekehrt. Damit ist man beim APRS-Betrieb nicht mehr auf das mobile Datennetz beschränkt. Aber funktioniert das auch mit einem Kenwood TH-D74?

Jein: Das Bluetooth-Interface des Kenwood TH-D74 unterstützt leider nur den Bluetooth 3.0 class 2 Standard, welcher keinen Support für das Low Energy Protokoll liefert. Wie im folgenden beschrieben, funktioniert die Bluetooth-Verbindung zwischen dem TH-D74 und aprs.fi iOS dennoch über einen kleinen technischen Umweg.

Lösung: BLE-BT-TNC (WH6AZ)

Georges, WH6AZ, hat eine Firmware für ein ESP32 basiertes Board entwickelt, welches sich via klassischem Bluetooth mit dem TH-D74 verbindet und gleichzeitig mit aprs.fi iOS via Bluetooth LE. Das kleine Zusatzgerät macht nichts weiteres, als die Datenpakete bidirektional durchzureichen und fungiert damit quasi nur als Übersetzer der beiden Bluetooth-Standards. In diesem YouTube Video könnt ihr das BLE-BT-TNC von WH6AZ im Einsatz sehen:

Kenwood TH-D74 mit BLE-BT-TNC unter aprs.fi iOS

Benötigte Komponenten

Inbetriebnahme und erste Anpassungen der Firmware

Nach Erhalt des von WH6AZ empfohlenen ESP32 Boards habe ich in der Arduino IDE die benötigte Bibliothek für den TiniPICO entsprechend der Anleitung installiert und die Firmware aufgespielt. Dieses gestaltete sich ohne Probleme und das BLE-BT-TNC war sofort einsatzbereit. In der obigen Anleitung erfahren wir außerdem, wie wir das BLE-BT-TNC zunächst mit dem TH-D74 und dann mit dem iPhone koppeln können. Mit der aktuellen BLE-BT-TNC Firmware ist es aktuell noch nicht möglich, dass sich das TH-D74 automatisch mit dem BLE-BT-TNC verbindet, sobald dieses betriebsbereit ist und sich in Reichweite befindet. Wir müssen das TH-D74 deshalb immer zuerst in den Bluetooth Pairing-Modus versetzen (Menüpunkt 934). Zusätzlich muss am TH-D74 im Menüpunkt 983 in den Interfaceoptionen KISS Bluetooth eingestellt und der KISS-Modus im Datenband aktiviert werden, damit die empfangenen Pakete an die App weitergeleitet werden oder aber von der App empfangenen Pakete vom TH-D74 ausgesendet werden können.

Die erfolgreiche Bluetooth-Verbindung wird durch eine konstant leuchtende grüne LED auf dem TinyPICO Board signalisiert. Danach kann die Verbindung mit der App auf dem Smartphone erfolgen, in meinem Fall nutze ich aprs.fi iOS. Nach erfolgreicher Bluetooth-Verbindung mit der App leuchtet die LED konstant blau. Ab jetzt funktionierte das BLE-BT-TNC bereits enwandfrei und empfangenen Stationen wurden in aprs.fi iOS auf der Karte dargestellt und die in der App konfigurierte eigene Positionsbake von dem TH-D74 ausgesendet. Die Versorgung des TinyPICO kann zwar grundsätzlich aus einer Powerbank erfolgen, ich habe mir jedoch einen 3,7 V Li-Po Akkumulator besorgt der sich an dem TinyPICO anschließen und über diesen auch wieder aufladen lässt. Hier bitte unbedingt die Polung der Anschlüsse des Li-Po beachten!

Der TinyPICO ESP32 mit 3.7 V Li-Po Akkumulator ist sehr handlich

Was mich beim Einsatz störte ist, dass die LED auf dem TinyPICO permanent in voller Helligkeit leuchtet und damit unnötig Strom verbaucht. Nach einem Blick in den übersichtlichen Quellcode und eigener Modifikation war es mir aber erfolgreich möglich, sowohl die Helligkeit der LED zu reduzieren, als auch eingehenden und ausgehende Datenpakete durch ein kurzes Aufblinken der LED in orange bzw. rot zu signalisieren.

In der aprs.fi App störte mich zudem, dass hier immer sowohl die über das Internet als auch die lokal empfangenen APRS Stationen angezeigt werden. Um nur letztere anzuzeigen haben ich in den App Berechtigungen die mobilen Daten für aprs.fi iOS deaktiviert.

Fazit und Ausblick

Das BLE-BT-TNC ermöglicht die Bluetooth-Kommunikation zwischen dem TH-D74 und dem iPhone/iPad. Neben der hier gezeigten Anwendung sind viele weitere denkbar. Die erforderliche Hardware ist relativ günstig zu beschaffen und das Aufspielen der Firmware gestaltet sich über die Arduino IDE einfach. Die Firmware ist aktuell noch recht rudimentär, ambitionierte Hobby-Programmierer können diese jedoch beliebig erweitern.

Bei meinen Experimenten kamen mir die folgenden Ideen für mögliche Erweiterungen und Experimente:

  • Testen weiterer APRS Apps mit Bluetooth-Schnittstelle unter iOS
  • Weitere und günstigere ESP32 Boards auf Kompatibilität testen, die sowohl BLE and auch klassisches Bluetooth an Board haben und sich überall beschaffen lassen
  • Umwandlung von Rohdaten in KISS Datenpakete in der Firmware des BLE-BT-TNC, damit das TH-D74 im Standalone APRS Modus betrieben werden und damit intelligent bleiben kann, die APRS Pakete aber zusätzlich auf einer Karte dargestellt werden können
  • Neue Firmware für den Einsatz des TH-D74 als standalone Digipeater, ggf. mit iGate-Funktion via WLAN

Habt ihr weitere Ideen, was man mit diesem kleinen BLE-BT-TNC in Verbindung mit dem TH-D74 anstellen könnte? Kennt ihr weitere APRS iOS-Apps die man damit testen sollte? Oder habt ihr Interesse, an der Firmware für einen Digipeater mitzuwirken? Falls ja, lasst es uns gerne in den Kommentare zu diesem Beitrag wissen.

Team DL-Nordwest, Stephan 9V1LH/(9M2/)DG1BGS

Unterwegs mit dem Kenwood TH-D74E

Als ich 1999 die Amateurfunkprüfung der Einsteigerklasse ablegte war mit dem Kenwood TH-D7E gerade das erste Handfunkgerät mit integriertem TNC erschienen. Da ich schon zu CB-Funk Zeiten intensiver Packet Radio Nutzer war und mich die Vorstellung der portablen Nutzung dieser Betriebsart schon damals sehr reizte, führte für mich quasi kein Weg an diesem Gerät vorbei.

Treuer Begleiter Kenwood TH-D7E v1 und Zubehör, kurz vor dessen Verkauf

Rund 17 Jahre später, im Dezember 2016, erwarb ich dann das Kenwood TH-D74E. Mit dessen eingebautem GPS-Receiver sind Betriebsarten wie APRS viel komfortabler geworden. Das Handfunkgerät bietet aber noch jede Menge anderer Features wie D-STAR und einem Breitbandempfänger. Zudem besitzt das Gerät eine Bluetooth-Schnittstelle zum Betrieb mit einem externen Headset, der Programmierung oder Fernbedienung. Die Schnittstelle kann aber auch dazu genutzt werden, AX.25– Datenpakete an eine externe Anwendung weiter zu leiten. Wir werden darauf in einem späteren Beitrag noch etwas genauer eingehen.

Nun aber zu der eigentlichen Aktivität: An diesem Tag war mein Ausflugsziel der Upper Seletar Reservoir Park in Singapur. Hier gibt es einen begehbaren Turm in Form einer Rakete, Locator OJ11vj, von dem aus man nicht nur eine wunderschöne Aussicht erhält, sondern auch Funktechnisch gute Reichweiten verspricht.

Da ich bequem im Sitzen funken wollte, positionierte ich zunächst die kleine mitgebrachte Diamond Magnetfußantenne MR-73 SMA-M auf der Reling der Aussichtsplattform. Danach prüfte ich, welche Relaisfunkstellen sich von dem Standort aus erreichen bzw. arbeiten lassen. Das lokale VHF Amateurfunkrelais 9V1RS im Süden von Singapur ließ sich ohne große Probleme auftasten und empfangen. Leider kam auch nach mehrmaligem CQ rufen jedoch kein QSO zustande. Das lokale UHF-Relais 9V1RMP im Osten war schon deutlich schwächer im Empfang, ließ sich dennoch öffnen. Da Singapur Relaistechnisch sonst nichts mehr zu bieten hat nutzte ich die Repeater -App auf meinem iPhone, um gezielt nach Relaisfunkstellen des benachbarten Malaysien zu schauen. Die beiden angezeigten Relais 9M2RGP (147,825 MHz -0,6) und 9M4RGP (145,7375 MHz -0,6) im 2m-Band, die sich wohl beide auf dem Berg Gunung Pulai befinden, konnte ich jeweils stark empfangen. In Singapur ist im 2m-Band jedoch nur Sendebetrieb im Bereich von 144 – 146 MHz erlaubt, wodurch Funkbetrieb zumindest über 9M2RGP von Singapur aus nicht erlaubt ist. Frühere Bestrebungen, den Nachbarn dazu zu bewegen, die angrenzenden Relais in den in Singapur erlaubten Frequenzbereich zu verschieben schlugen bisher leider fehl. Beim Scannen über die Frequenzen konnte ich noch mehr Signale empfangen, z.B. ein DMR-Signal auf 439,0375 MHz, welches ich bisher nicht zuordnen kann, sowie starke Signale im PMR-Bereich. Ein D-STAR Relais in Reichweite konnte ich leider nicht ausfindig machen.

Die Repeater App (iOS) zeigt Relais-Stationen für einen festgelegten Radius, Band und Mode, vorausgesetzt, dass diese zuvor in die Datenbank eingetragen wurden

APRS: Der Nachbar Malaysien bietet nicht nur eine deutlich höhere Dichte an Relaisfunkstellen sondern auch die APRS-Frequenz (hier 144,390 MHz) ist extrem stark frequentiert, so dass man trotz guter Lage Schwierigkeiten hat, sich mit der eigenen Bake durchzusetzen. Neben den Digipeatern selbst konnten auch viele Fest-, Mobil oder Portabelstationen sowie Wetterstationen empfangen werden. Einige Stationen schrieben in ihrer Bake JayBee APRS Team, was mich neugierig machte: Nach einer kurzen Internetrecherche stieß ich auf deren Facebook-Gruppe. Die aktive Gruppe um Johor Bahru im Süden von Malaysien und damit angrenzend zu Singapur betreibt einige APRS-Digipeater. In der Gruppe gibt es auch viele Bilder von dem verwendete Equipment und dessen Installation.

Aber was steht eigentlich in meiner eigenen Bake? Ein Blick ins Menü offenbarte, dass ich meinen Bakentext seit dem Umzug nach Singapur noch nicht angepasst hatte. Ich experimentierte mit verschiedenen Einstellungen des Symbols und des Infotextes. Wie die neuen Yaesu Geräte mit analogem APRS, verfügt auch das Kenwood TH-D74 über die Funktion der Aussendung der QSY Information. Das bedeutet, dass der Bakentext die eingestellte Frequenz, Ablage und Ton des nicht für APRS genutzen Bandes mit aussenden kann. Somit wissen Stationen in Reichweite, wo sie mich aktuell in Fonie erreichen könnten. Wie das genau Funkioniert könnt ihr im Handbuch nachlesen, dass ihr hier von unserer Webseite herunterladen könnt.

Meine APRS-Baken unter 9V1LH-7 wurden von 9M4RJB-3 oder 9M4RAP-3 weitergeleitet und dann von 9W2DVZ-1 oder 9W2GCC-1 an aprs.fi weitergeleitet

Fazit und Ausblick: Da ich am eigenen Wohnort keine Aufbaumöglichkeiten für Antennen habe und sich mein Hobbyraum im 1 Stockwerk und umgeben von weiteren Hochhäusern befindet, beschränkt sich meine Aktivität auf die Kommunikation via Hotspots. Der Ausflug hat allerdings nicht nur mein Interesse am Protabelbetrieb wieder geweckt sondern auch, sich mal wieder etwas mehr im Detail mit dem vorhandenen Funkequipment zu beschäftigen. Mit dem TH-D75 hat Kenwood bereits den Nachfolger des TH-D74 angekündigt (siehe Ankündigung). Dieses verspricht einige spannenden Neuerungen wie dualem D-STAR-Empfang, D-STAR Terminal- und Accesspointmodus mit MMDVM kompatibler Schnittstelle und integriertem APRS-Digipeater. Auch eine neue Firmware für das TH-D74 wurde von Kenwood für Ende diesen Jahres angekündigt. Ob diese jedoch auch neue Funktionen mit sich bringt oder nur Fehler behebt bleibt noch abzuwarten.

Hier gibt es noch weitere Impressionen vom Ausflug mit dem Kenwood TH-D74E:

Seid ihr auch Besitzer eines Kenwood TH-D74 oder eines seiner Vorgänger und wenn ja, wie nutzt ihr das Gerät? Lasst es uns gerne in den Kommentaren zu diesem Beitrag wissen.

Möchtest du dein Lieblingsgerät gerne auch hier vorstellen? Dann schreib uns einfach eine E-Mail mit deinem Beitrag an sysop@dl-nordwest.com.

Team DL-Nordwest, Stephan 9V1LH/DG1BGS