Meshtastic UI – Mesh-Kommunikation ohne Smartphone

Was bietet die Meshtastic UI, und welche Geräte werden Stand März 2025 unterstützt?

Meshtastic ermöglicht Off-Grid-Kommunikation per Funk im LoRa-Verfahren. Bisher war dafür neben einer Meshtastic-kompatiblen LoRa-Hardware – etwa den weit verbreiteten Modulen von LilyGo oder Heltec – auch die Meshtastic-Smartphone-App erforderlich.

Zwar gibt es Geräte wie das LilyGo T-Deck, die bereits über Bildschirm und Tastatur verfügen, doch bis einschließlich Meshtastic Version 2.5 konnten diese nur eingeschränkt zur Eingabe von Nachrichten genutzt werden.

Was ist die Meshtastic UI und was bietet sie?

Mit Version 2.6 wird Meshtastic nun noch flexibler: Die Meshtastic UI bringt eine eigenständige Benutzeroberfläche direkt auf unterstützte Hardware. Damit lassen sich Nachrichten senden, Routen verwalten und Netzwerkinformationen abrufen – und zwar ganz ohne Smartphone!

Die Meshtastic UI bietet unter anderem einen Homescreen, auf dem Informationen wie neue Nachrichten, die Anzahl der online befindlichen Nodes und der verwendete Frequenzbereich angezeigt werden. In der Nodeliste sind alle empfangenen Nodes übersichtlich aufgelistet, und durch langes Drücken auf eine Node können direkt Nachrichten an diese gesendet werden. Im Tab Channels können die Chaträume eingesehen und konfiguriert werden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit unter Map, eine Kartenansicht zu nutzen, wobei das Kartenmaterial zuvor auf die SD-Karte des Geräts geladen werden muss. Im Menü Settings lässt sich das Gerät schließlich vollständig konfigurieren.

Zu erwähnen sind auch die Meshtastic Tools, wie der Mesh Detector, der nach kompatiblen Geräten sucht, sowie der Signal Scanner, der das Signal-Rauschverhältnis (SNR) und die Empfangsfeldstärke (RSSI) in Relation zu einer zuvor gewählten Node anzeigt. Weitere nützliche Tools sind Trace Route, mit dem die Verbindung zwischen Nodes nachverfolgt werden kann, sowie die Statistiken und das Logbuch, die detaillierte Informationen über das Netzwerk und die Aktivitäten liefern.

Welche Hardware wird unterstützt?

Mit Stand vom 30.05.2025 werden die folgenden LoRa-Geräte vollständig unterstützt:

Achtet beim Kauf unbedingt darauf, dass die Hardware mit dem von euch verwendeten Frequenzbereich kompatibel ist. Für die Teilnahme an Meshtastic Nordwest wird ein Gerät mit 433 MHz benötigt.

Im Vergleich zum Seeed SenseCAP Indicator bietet das T-Deck Plus von LilyGo zusätzlich einen GPS-Empfänger, wodurch es auch im portablen Einsatz z.B. als Tracker besonders praktisch ist. Achtet darauf, unbedingt die Plus-Version des T-Deck zu kaufen. Nur dieses wird von der Meshtastic UI voll unterstützt und wird zudem gleich in einem passenden Gehäuse geliefert.

Firmware flashen

Um die Firmware mit der Meshtastic UI zu flashen, geht ihr wie folgt vor:

  1. WebFlasher aufrufen: Öffnet den Meshtastic WebFlasher in einem kompatiblen Browser wie Google Chrome oder Microsoft Edge.
Screenshot von flasher.meshtastic.org

Meshtastic Web-Flasher

  1. Tastenkombination eingeben: Gebt die hier abgebildete Tastenkombination auf eurer Tastatur ein. Nach erfolgreicher Eingabe ändert sich der Hintergrund der Webseite auf Schwarz (siehe Screenshot).

⬆️ ⬆️ ⬇️ ⬇️ ⬅️ ➡️ ⬅️ ➡️ b a

Standard WebFlasher
und nach Eingabe der Tastenkombination
  1. Gerät auswählen: Wählt unter Device eure Hardware aus. Unterstützte Geräte sind mit einem zusätzlichen Meshtastic-UI Icon gekennzeichnet – mit Stand vom 30.03.2025 sind das die im vorherigen Abschnitt genannten.
  1. Firmware-Version wählen: Wählt bei Firmware (Stand 30.03.2025) das Pre-Release 2.6.0.f7afa9a Technical Preview aus.
  1. Flashen und UI aktivieren: Klickt auf Flash und aktiviert anschließend den Schiebeschalter „Meshtastic UI“

Fazit

Mit der Meshtastic UI wird die Off-Grid-Kommunikation noch einfacher und unabhängiger. Es ist zu erwarten, dass in Zukunft auch weitere und möglicherweise günstigere Hardware-Plattformen unterstützt werden. Wie ihr geeignetes Kartenmaterial auf die SD-Karte übertragen könnt, werden wir in einem zukünftigen Beitrag näher erläutern.

Weitere Informationen zur Meshtastic UI findet ihr auf der offiziellen Meshtastic-Seite unter meshtastic.org/docs/software/meshtastic-ui/.

Screenshot von meshtastic.org

Meshtastic UI auf meshtastic.org

Besitzt ihr bereits eines der oben genannten Geräte und habt die Meshtastic UI schon ausprobiert? Schreibt eure Erfahrungen gerne in die Kommentare unter diesem Beitrag oder diskutiert sie mit uns in unserer Telegram- oder WhatsApp-Gruppe.

Team DL-Nordwest, Stephan 9V1LH/(9M2/)DG1BGS


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Wir bauen uns eine Meshtastic-Node

In diesem Beitrag schildern wir den Aufbau und die Inbetriebnahme einer Meshtastic-Node.

Meshtastic ist ein innovatives Open-Source-Projekt, das sich auf die Entwicklung eines robusten, kostengünstigen Kommunikationsnetzwerks ohne Internetverbindung konzentriert. Es verwendet Long-Range (LoRa) Funktechnologie, um Nachrichten über weite Entfernungen zu senden, was besonders in abgelegenen oder katastrophengefährdeten Gebieten nützlich ist. Nutzer können mittels kleiner, tragbarer Geräte Textnachrichten austauschen und ihren Standort teilen, auch wenn keine Mobilfunknetze oder WLAN verfügbar sind.

Auch in DL-Nordwest beschäftigt man sich mit Meshtastic. Während Anfangs nur vereinzelte OM’s mit LoRa und Meshtastic experimentiert haben, kommt Dank einer Initiative des OV Leer Z31, nun Bewegung ins Spiel: Auf dem Wasserturm in Leer wurde zur Reichweitenerhöhung eine Node installiert, was etliche OM’s in der Umgebung dazu veranlasst haben sich selbst eine Node zu beschaffen und mit dem Experimentieren zu beginnen. Mittlerweile sind in Ostfriesland und Umgebung schon weit über 60 Clients aktiv, Tendenz steigend. Auch die ersten Stationen in den Niederlanden haben sich schon angeschlossen.

Im Folgenden schildern wir die einzelnen Schritte zur Inbetriebnahme einer Meshtastic-Node.

Hardware

Wer an Meshtastic teilnehmen möchte benötigt zunächst eine geeignete Hardware. Eine Auflistung kompatibler Meshtastic Hardware findet ihr hier: https://meshtastic.org/docs/hardware/devices/. Sehr beliebt sind aktuell das LoRa V3 von HELTEC und das LoRa T3-S3 von LILYGO. Bitte achtet beim Kauf unbedingt darauf, dass ihr die 433 MHz Variante bestellt! Grundsätzlich reichen Varianten ohne integrierten GPS-Empfänger, da selbst bei Portabelbetrieb die Positionsdaten vom Mobiltelefon übernommen werden können.

Das HELTEC LoRa V3 im Gehäuse mit interner Antenne und aufgespielter Firmware

Wir haben uns für das Heltec LoRa V3 entschieden und haben uns auch gleich ein passendes Gehäuse sowie ein kurzes, koaxiales Adapterkabel von U.FL zu SMA Einbaubuchse mitbestellt.

Heltec LoRa V3, passendes Gehäuse und Adapterkabel

Zum Lieferumfang des Heltec LoRa V3 gehören das LoRa-Modul selbst, eine kurze Antenne, die sich direkt in das Gehäuse einbauen lässt, zwei Pin-Header zum Anlöten und Anschluss von Erweiterungen (z.B. Sensoren) und ein Anschlusskabel für eine Lithium-Batterie. Letztere passt nicht mit ins Gehäuse, ließe sich aber hinter das Gehäuse kleben.

Das Anschlusskabel der mitgelieferten Antenne kann, wie hier gezeigt, in einer Schleife in das Gehäuse gelegt werden, da es für dieses Gehäuse etwas zu lang ausfällt.

Lieferumfang Heltec LoRa V3: Modul, Antenne, Pin-Header und Akku-Anschlusskabel
Heltec LoRa V3 mit angeschlossener Antenne im Gehäuse

Wer stattdessen lieber eine externe Antenne anschließen möchte, kann eine kleine Aussparung an der Oberseite des, für die interne Antenne vorgesehenen, Gehäusefaches für das Adapterkabel vorsehen, z.B. durch Herausfeilen, Herausknipsen oder mit einem Messer. Zur mechanischen Zugentlastung des Adapterkabels sollte außerdem noch ein kleiner Kabelbinder angebracht werden.

Nachbearbeitetes Gehäuse zum Anschluss einer externen Antenne
Heltec LoRa V3 im Gehäuse mit interner Antenne (oben) und Anschluss für externe Antenne (unten)

Firmware

Als nächstes spielt ihr nun die passende Meshtastic-Firmware auf das Heltec LoRa V3 auf. Dazu schließt ihr das LoRa-Modul über ein USB-Datenkabel an euren Computer an.

Ihr müsst nun zunächst den Com-Port in Erfahrung bringen. Dazu öffnet ihr unter Windows den Gerätemanager (Windows +x Taste drücken und Gerätemanager auswählen). In unserem Fall fehlte der passende Treiber, damit der PC mit dem Heltec-Modul kommunizieren kann.

Im Fall des Heltect LoRa V3 wird der CP210x Treiber von Silicon Labs benötigt. Diesen könnt ihr hier herunterladen.

Nach der erfolgreichen Installation des Treibers wird der dem Heltec-Modul zugeordnete Com-Port im Gerätemanager angezeigt. In unserem Fall ist es Port 5.

Dank eines Web-Flashers gestaltet sich das Aufspielen der Firmware sehr einfach. Aber Achtung, der Webflasher funktioniert nicht in jedem Browser, Chrome und Edge sind aber kompatibel.

Screenshot von flasher.meshtastic.org

Meshtastic Web-Flasher

Im Webflasher wählt ihr zunächst eure Hardware, in unserem Fall also das Heltec V3 und die gewünschte Firmware-Version (die Neuste stabile Firmware ist beim Schreiben dieses Artikels die Version 2.4) .

Nach Betätigung des Flash-Buttons bestätigt ihr zunächst das Kleingedruckte (Continue). Im nächsten Fenster aktiviert ihr unter 3 „Full Erase and Install“.

Nun werden euch in einer Liste alle zugeordneten Com-Ports angezeigt. Wählt hier den zuvor ermittelten mit CP2102 und betätigt „Connect“.

Haben ihr alles richtig gemacht, wird die Firmware nun auf das Modul übertragen.

Nach Erreichen der 100% sollte euch das Display des Heltec mit Meshtatstic begrüßen und uns dazu auffordern, zunächst die Region festzulegen.

Konfiguration

Je nachdem, welches Mobiltelefon ihr verwendet, installiert ihr jetzt die Meshtastic App aus dem Google Play Store (Android) oder dem Apple App Store (iOS). Wir geben hier keine detaillierte Anleitung für den Umgang mit der App, die Konfigurationsschritte sind aber zusammengefasst wie folgt:

  1. Node via Bluetooth mit Mobiltelefon bzw. App verbinden
Die App (iOS) erkennt verfügbare Meshtastic-Nodes
Der auf dem Display angezeigte Code muss für die Bluetooth-Paarung eingegeben werden
  1. LoRa Einstellungen vornehmen
  • LoRa Region: European Union 433mhz
  • Presets: Long Range – Moderate
  • Frequency Override: 434,100 MHz* (Frequency-Slot 6)
  • Number of hops: 7
  • Power: Maximale Leistung (30 dBm)
  1. User konfigurieren
  • Licensed Operator: Einschalten (erlaubt die maximale Sendeleistung)
  • Call Sign: Euer Rufzeichen, ggf. mit Erweiterung, z.B. DG1BGS-JO33NO-I09 (die iOS-App lässt max. 8 Zeichen zu)
  • Short Name: z.B. BGS (max. 4 Zeichen)
Eingabe des Benutzerkonfiguration (iOS)
  1. Chatgruppen anlegen

Bei dem Anlegen von Chatgruppen ist unbedingt darauf zu achten, dass die Verschlüsselung deaktiviert wird, da diese ist im Amateurfunk nicht zulässig ist! In Ostfriesland habe sich die folgenden Chatgruppen etabliert.

KanalName
0LongMod
1Ostfrl
2Notfunk
3DL-Nordwest
4Oldenburg
5Emsland
Stand: Januar 2025

Die Reihenfolge ist dabei grundsätzlich beliebig, Kanal 0 muss aber immer LongMod sein!

Meshtastic Nordwest Kanäle, Stand Januar 2025

Nun seid ihr in Meshtatstic QRV und solltet in der Node-Liste nach nur kurzer Zeit die ersten empfangenen Nodes sehen.

Nodes Ansicht (iOS): Nun sollten nach und nach die ersten Nodes in der Liste erscheinen

Leitfaden und Neuigkeiten und Supportgruppe

Wer eine ausführlichere Hilfestellung benötigt, findet sie im Leitfaden von Harald DG6BCW, den ihr hier herunterladen könnt.

Alle Neuigkeiten zum Thema Meshtastic in Nordwest erfahrt ihr in dem Blog von Marcus unter https://dm5mn.de/?cat=2.

Screenshot von dm5mn.de

Meshtastic Nordwest Blog von Marcus DM5MN

Weitere Unterstützung erhaltet ihr u.a. in der Telegram-Gruppe Meshtastic Nordwest.

Wir haben für euch alles noch einmal zusätzlich auf unserer Übersichtsseite Meshtastic Nordwest zusammengefasst, die auch über das Hauptmenü erreichbar ist.

Die Inbetriebnahme einer Meshtatsic-Node gestaltet sich sehr einfach. Zudem ist die Hardware sehr erschwinglich, so dass die Teilnahme am stark wachsenden Netzwerk keine Hürde darstellen sollte. Meshtastic bietet noch weitere Möglichkeiten, u.a. die Übertragung von Telemetriedaten z.B. von Wettersensoren. Es gibt aber auch noch viele weitere Anwendungen für die LoRa-Hardware, über die wir hier auf DL-Nordwest zukünftig berichten werden.

Seid ihr auch schon in Meshtastic qrv? Was sind eure Erfahrungen? Diskutiert es gerne mit uns in den Kommentaren unter diesem Beitrag oder in unserer Telegram- und oder WhatsApp-Gruppe.

Euer Team DL-Nordwest


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