M17 ist mit sofortiger Wirkung nicht mehr Teil von MMDVM. Die Gründe und Konsequenzen.
Jonathan G4KLX, der Hauptentwickler von MMDVM, hat bekannt gegeben, dass der digitale Sprachmodus M17 aus dem MMDVMHost entfernt wurde. Die Entfernung aus der Firmware soll in den kommenden Tagen folgen.
Da MMDVM-basierte Systeme wie WPSD sich täglich automatisch aktualisieren und dabei die neuesten Änderungen aus dem offiziellen Repository übernehmen, bedeutete dies für Relaisbetreiber, die WPSD nutzen: Der M17-Modus funktionierte über Nacht plötzlich nicht mehr.

Die Entscheidung basiert laut Jonathan nicht nur auf technischen Gründen, sondern auch auf anhaltenden Differenzen mit Teilen der M17-Community sowie mit der kürzlich gegründeten M17-Stiftung.
Was steckt hinter der Entscheidung?
In einem öffentlichen Beitrag auf der OpenDV-Mailingliste nennt Jonathan mehrere Beweggründe für die Streichung von M17 aus MMDVM. Diese lassen sich in zwei Hauptbereiche unterteilen: zwischenmenschliche Konflikte und technische Kritik.
Konflikte mit der M17-Community und Stiftung
Jonathan beschreibt eine zunehmend schwierige Zusammenarbeit mit Teilen der M17-Community. Insbesondere stört ihn der Umgangston in öffentlichen Diskussionen, teils persönliche Angriffe und eine fehlende Wertschätzung für seine Beiträge. Auch mit der neu gegründeten M17-Stiftung zeigt er sich unzufrieden:
- Wichtige Personen, die zur Entwicklung von M17 beigetragen haben, seien bei der Gründung der Stiftung außen vor geblieben.
- Es gebe laut ihm Hinweise darauf, dass die Stiftung in Zukunft möglicherweise Lizenzgebühren oder kommerzielle Interessen verfolgen könnte – was seiner Auffassung nach dem ursprünglichen Open-Source-Gedanken widerspricht.
- Zudem äußert er Kritik an der Transparenz im Umgang mit Fördergeldern, etwa im Zusammenhang mit einem ARDC-Zuschuss in Höhe von rund 478.900 US-Dollar.

Technische Einwände gegen M17
Neben den sozialen Aspekten nennt Jonathan auch inhaltlich-technische Gründe für seine Entscheidung. Aus seiner Sicht weist das M17-Protokoll gravierende Schwächen auf:
- Synchronisation: Die gewählten Synchronisationsmuster seien problematisch.
- Ende-Kennung: Es fehle eine saubere End-of-Transmission-Markierung.
- Fehlerkorrektur (FEC): Die eingesetzten Mechanismen seien seiner Meinung nach ineffektiv.
- Vocoder: Der verwendete Codec sei qualitativ schwach und für den Amateurfunk ungeeignet.
- Verschlüsselung: Die gewählte Implementierung werfe technische und ethische Fragen auf. In Deutschland ist gemäß § 16 Abs. 8 der Amateurfunkverordnung (AFuV) die Verschlüsselung des Amateurfunkverkehrs grundsätzlich verboten, mit Ausnahme von Steuer- oder Fernsteuerfunk.
Zusammengefasst: Jonathan hat das Vertrauen in das Projekt M17 verloren – sowohl auf sozialer als auch auf technischer Ebene – und möchte keine weitere Energie in dessen Unterstützung innerhalb von MMDVM investieren.
Den originalen Beitrag in englischer Sprache könnt ihr hier nachlesen: groups.io/g/OpenDV/message/2311
Fazit
Ich kann Jonathans Beweggründe für diese Entscheidung gut nachvollziehen. Nun bleibt offen, welche Auswirkungen das auf M17 haben wird. Aktuell ist mit dem CS7000-M17 von CSI (Connect Systems) lediglich ein einziges kommerziell verfügbares Funkgerät auf dem Markt, das sich ohne Modifikationen für den M17-Betrieb nutzen lässt. Außerdem fehlt es an passender Infrastruktur.

Dennoch begrüße ich den Ansatz von M17: Ein digitales Verfahren für Sprach- und Datenkommunikation im Amateurfunk, das vom Codec bis zum Protokoll vollständig Open-Source ist. Wichtig ist, dass es auch so bleibt. M17 hätte nur dann eine realistische Chance, sich zu etablieren, wenn es mehr und günstigere schlüsselfertige Funkgeräte mit M17-Unterstützung gibt – ebenso wie geeignete Relais und Hotspots. Und nicht zuletzt darf die Sprachqualität dabei keinen Rückschritt darstellen.

Wir werden M17 weiterhin für euch beobachten und an dieser Stelle informieren, wie sich die Lage entwickelt. Wer weiß, vielleicht entstehen bald weitere digitale Sprachverfahren auf Open-Source-Basis, die einige der Schwächen von M17 besser adressieren.
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Hier findet ihr weitere Beiträge über M17:
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Kritik am M17 Projekt ist berechtigt. Aber ich finde es nicht gut das durch seine Entscheidung nun Dritte getroffen werden die mit dem M17 Team und im speziellem Wojciech nichts zu tun haben.
Vor allem tut es mir für das OpenRTX Team leid. Er erwähnt zwar explizit dass er gegen die Leute nichts hat, ich habe jetzt aber von jemanden der da mitarbeitet schon bedenken gehört dass sein persönliches Projekt ins wanken gerät. Ist ja klar – wenn der weltweit am meisten verbreitete DV Hotspot den M17 support gänzlich gelöscht hat – warum sollten andere Leute sich jetzt noch die Mühe machen ein kompatibles Gerät anzuschaffen?
Für mich liest es sich zum Ende hin so raus, dass er bewusst dem M17 Projekt schaden möchte und das auch tut. Und das finde ich wirklich bedenklich.
Super das er seine Hilfe anbieten möchte an denjenigen der sich hinsetzt und nochmal ein OpenSource DV Modus entwickeln möchte. Aber jetzt schon ist das Thema im Amateurfunk für viele unübersichtlich genug. Und was ist wenn er mit dem Entwickler auch in einen Konflikt gerät?